OCR, Bearbeitung  http://ldn-knigi.lib.ru  ()  Leon Dotan  02.2007

 


Buch:

 Schöne Zeiten, Judenmord aus der Sicht der Täter und Gaffer."

Fischer, 1988. (Autoren: Ernst Klee, Willi Dreßen, Volker Rieß)

Schöne Zeiten heißt eine Überschrift im Fotoalbum des letzten Kommandanten von Treblinka.

Schöne Zeiten stand über Bildern aus dem Vernichtungslager. Mindestens 700.000 Menschen sind hier ins Gas geschickt worden.


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700.000 )

 

 

 

Buch zum runterladen: Teil 1 DjVu 1,5 Mb,   Teil 2  DjVu 1,4 Mb

über Format DjVu siehe hier: http://ldn-knigi.lib.ru/DJVU.htm

 

 

Einige Fotos separat, aus dem Buch, (diese Fotos sind auch in den DjVu-Dateien vorhanden):

 

1. Nach jedem Erschlagenen fingen sie an zu klatschen jpg

2. Kowno (Kaunas) Juden werden von Litauer öffentlich erschlagen  - 1. jpg,      2. jpg

3. jüdische Frauen und Mädchen vor der Ermordung -   jpg

4. jüdische Mutter mit Kind vor der Erschießung  - jpg

5. Opfer und Täter jpg

6. Ankunft in Auschwitz - jpg

Alle  Fotos aus dem Buch,  Format  jpg,  tif   -   SZeiten1.zip - 2,3 MB      SZeiten2.zip - 2,2 MB 
Leben im Ghetto, Austellung 24.01.-21.02.2007  -  LebenGhetto. jpg

 

 

 


Einige Leserrezensionen:

 

1.  Ich empfehle das Buch. Aber eine sehr bittere Angelegenheit. Sollte wohl Pflichtlektüre für jeden deutschen Staatsbürger sein. Hat nix von einem Schulbuch, jede Seite ist an sich schwer zu verkraften. Vor allem der Teil über die Einsatzgruppen ging mir besonders nah.

2.  Das Buch ist nichts für schwache Nerven. Die Bilder, die einem schon am Anfang des Buches den Atem rauben, zeigen litauische Mörder, wie sie unter den Augen von Wehrmachtssoldaten am Boden liegende Juden mit Eisenstangen erschlagen. Obwohl diese Form des Pogroms sicher nicht "typisch" für den Holocaust ist, zeigt es doch welche Verrohung auf Seiten der vielbeschworenen "normalen Deutschen" schon im Sommer 1941 gekommen war.
Das Buch befasst sich ausführlich mit dem mörderischen Vorgehen der Einsatzgruppen im Osten. Anhand von Fotos, die fast ausschließlich von beteiligten (Mörder) und unbeteiligten (Gaffer) Deutschen aufgenommen wurden und begleitet von deren Zeugenaussagen und Briefen sowie knappen Begleittexten wird die Einstellung und Haltung, der im Osten eingesetzten Soldaten und Polizisten deutlich.
Man muss leider auch eine unfassbare Gleichgültigkeit gegenüber dem Massenmord noch in den Aussagen nach 1945 feststellen.
Besonders abartig erscheint mir aber das krampfhafte Bemühen zu sein, trotz des ausgeübten Mordhandwerks, ein "normales" Privatleben während des Krieges weiterzuführen.
Etwas knapper fallen die Berichte zu den Vernichtungslagern aus.
Die Kombination von Fotos und Berichten der Täter/Gaffer haben mir einen zuvor nicht gekannten Einblick in die Welt des Grauens geboten. Wer wissen möchte, was die Mörder angetrieben und bewegt hat, sollte dieses Buch lesen.

3. Dieses Werk von Klee und Ernst zeigt eindrucksvolle Originalaufnahmen von Juden- und Partisanen-Erschießungen während des zweiten Weltkrieges von sogenannten Polizei-Einheiten und Totenkopf-SS.
Das Buch möchte vor allem das Verhalten der Täter und Zuschauer an den Tag legen, so werden viele Augenzeugenberichte von Wehrmachtsangehörigen und deren Fotos gezeigt, aber auch die gesammelten Briefe eines "Polizeimannes", der in die Morde eindeutig verwickelt war.
Mit dem Titel des Buches hat es etwas makaberes auf sich, es handelt sich dabei um eine Überschrift aus einem Fotoalbum eines SS-Mannes, der in einem Konzentrationslager "beschäftigt" war und Fotos dieses Lagers gemacht hatte. Die Fotos zeigten die Lagerumgebung und das Lager mit den Insassen selber, die Überschrift war "Schöne Zeiten" (da Lagerkommandanten gut versorgt wurden und nicht an die Front mussten).


über einem der  Autoren:
Quelle:  http://lexikon.freenet.de/Ernst_Klee

Ernst Klee (* 1942 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Journalist und (als Autodidakt) Historiker, der sich vor allem mit der Aufdeckung der Medizinverbrechen des Nationalsozialismus beschäftigt hat. In den 1970er Jahren befasste er sich als Journalist mit gesellschaftlich ausgegrenzten Gruppen wie Obdachlosen, Psychiatriepatienten und Behinderten. In dieser Zeit arbeitete er mit Gusti Steiner zusammen, der damals den Grundstock für die bundesdeutsche emanzipatorische Behindertenbewegung legte.

Für das Buch Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer erhielt er 1997 den Geschwister-Scholl-Preis. Die Stadt Frankfurt am Main ehrte Klee 2001 für das Buch Deutsche Medizin im Dritten Reich. Karrieren vor und nach 1945 mit der Goethe-Plakette. In der Begründung heißt es, Klees Gesamtwerk sei geeignet, bürgerliche Freiheit, moralischen und intellektuellen Mut zu fördern und dem Gegenwartsbewusstsein wichtige Impulse zu geben. Klees Einsatz für die Belange Behinderter war auch ausschlaggebend dafür, dass sich die vormalige Westfälische Schule für Körperbehinderte in Mettingen im Jahr 2005 ihm zu Ehren in Ernst-Klee-Schule umbenannte.

Klee schreibt gelegentlich für die Wochenzeitschrift Die Zeit. Exemplarisch sei auf die dort 2003 publizierte Kritik an der Beschönigung von Nazi-Karrieren in der DBE verwiesen.

Schriften:

-            Das Personenlexikon zum Dritten Reich : wer war was vor und nach 1945? - Frankfurt am Main : S. Fischer, 2003

-            Deutsche Medizin im Dritten Reich : Karrieren vor und nach 1945 - Frankfurt am Main : S. Fischer, 2001

-            Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verl., 2001

-            Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer - Frankfurt am Main : S. Fischer, 1997

-            Eine feine Gesellschaft : soziale Wirklichkeit Deutschland - Düsseldorf : Patmos-Verl., 1995

-            "Euthanasie" im Nationalsozialismus / [Heftred.: Michael Gehler ; Heidemarie Uhl]. - Wien : J und V, Ed. Wien, Dachs-Verl., 1994

-            Was sie taten - was sie wurden : Ärzte, Juristen und andere Beteiligte am Kranken- oder Judenmord - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verl., 1994

-            "Euthanasie" im NS-Staat : die "Vernichtung lebensunwerten Lebens" - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verl., 1994

-            "Euthanasie" im NS-Staat : die "Vernichtung lebensunwerten Lebens" - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verl., 1993

-            "Die SA Jesu Christi" : die Kirchen im Banne Hitlers - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verl., 1993

-            Dokumente zur "Euthanasie" / hrsg. von Ernst Klee. - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1992

-            Persilscheine und falsche Pässe : wie die Kirchen den Nazis halfen - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verl., 1992

-            Was sie taten - was sie wurden : Ärzte, Juristen und andere Beteiligte am Kranken- oder Judenmord - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verl., 1992

-            "Euthanasie" im NS-Staat : die "Vernichtung lebensunwerten Lebens" - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verl., 1991

-            Persilscheine und falsche Pässe : wie die Kirchen den Nazis halfen - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verl., 1991

-            "Durch Zyankali erlöst" : Sterbehilfe und Euthanasie heute - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verl., 1990

-            Was sie taten - was sie wurden : Ärzte, Juristen und andere Beteiligte am Kranken- oder Judenmord - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verl., 1990

-            "Die SA Jesu Christi" : die Kirchen im Banne Hitlers - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verl., 1990

-            "Schöne Zeiten" : Judenmord aus der Sicht der Täter und Gaffer Stadt Nürnberg, Pädag. Inst.. - Nürnberg : Pädag. Inst., 1989

-            "Gott mit uns" : der deutsche Vernichtungskrieg im Osten 1939 - 1945 / Ernst Klee ; Willi Dressen. Unter Mitarb. von Volker Riess. - Frankfurt am Main : S. Fischer, 1989

-            "Euthanasie" im NS-Staat : die "Vernichtung lebensunwerten Lebens" - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verl., 1989

-            "Die SA Jesu Christi" : die Kirchen im Banne Hitlers - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verl., 1989

-            "Schöne Zeiten" : Judenmord aus d. Sicht d. Täter u. Gaffer / Ernst Klee .... - Frankfurt am Main : S. Fischer, 1988

-            Was sie taten - was sie wurden : Ärzte, Juristen u. andere Beteiligte am Kranken- oder Judenmord - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verl., 1988

-            Was sie taten - was sie wurden : Ärzte, Juristen u.a. Beteiligte am Kranken- oder Judenmord - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verl., 1987

-            Querschnittgelähmt - kein Leben vor dem Tod? : Hilfen für e. positive Antwort / von Ernst Klee. Mit e. Anzeige von Claudio Kürten. Hrsg. von Heinrich Kratzmeier. - Heidelberg : Verl. für Medizin Fischer, 1987

-            Behindert : über d. Enteignung von Körper u. Bewusstsein ; e. krit. Handbuch - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1987

-            Was sie taten - was sie wurden : Ärzte, Juristen u. andere Beteiligte am Kranken- oder Judenmord - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1986

-            "Euthanasie" im NS-Staat : d. "Vernichtung lebensunwerten Lebens" - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1986

-            Dokumente zur "Euthanasie" / hrsg. von Ernst Klee. - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1986

-            "Euthanasie" im NS-Staat : d. "Vernichtung lebensunwerten Lebens" - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1985

-            Dokumente zur "Euthanasie" / hrsg. von Ernst Klee. - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1985

-            Der Zappler : Blindendr. d. Dt. Blindenstudienanst. - [Marburg] : Dt. Blindenstudienanst., 1983

-            "Euthanasie" im NS-Staat : d. "Vernichtung lebensunwerten Lebens" - Frankfurt am Main : S. Fischer, 1983

-            Psychiatrie-Report - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1981

-            Behindert : über d. Enteignung von Körper u. Bewusstsein ; e. krit. Handbuch - Frankfurt am Main : S. Fischer, 1981

-            Der Zappler : d. körperbehinderte Jürgen erobert seine Umwelt ; e. grosses wagemutiges Abenteuer Ill. von Bettina Anrich-Wölfel. - Düsseldorf : Schwann, 1981

-            Behindert : über d. Enteignung von Körper u. Bewusstsein ; e. krit. Handbuch - Frankfurt am Main : S. Fischer, 1980

-            Psychiatrie-Report - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1980

-            Behinderte im Urlaub? : Das Frankfurter Urteil ; e. Dokumentation / von Ernst Klee. - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1980

-            Gottesmänner und ihre Frauen : Geschichten aus d. Pfarrhaus - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1980

-            Pennbrüder und Stadtstreicher : Nichtsesshaften-Report - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1979

-            Sozialprotokolle : wie wir leben, wie wir sterben ; Lehrstücke zum Umgang mit Menschen - Düsseldorf : Patmos-Verlag, 1978

-            Psychiatrie-Report - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1978

-            Gefahrenzone Betrieb : Verschleiss u. Erkrankung am Arbeitsplatz - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1977

-            Miteinander leben : Behinderte unter uns / [Texte: Ernst Klee ... Hrsg.: Evang. Akad. Bad Boll]. - Bad Boll : Evang. Akad., 1976

-            Der Zappler : d. körperbehinderte Jürgen erobert seine Umwelt ; e. grosses wagemutiges Abenteuer Ill. von Bettina Anrich-Wölfel. - Düsseldorf : Schwann, 1976

-            Der Schrotthaufen der Menschlichkeit : e. Lesebuch zur sozialen Wirklichkeit in d. Bundesrepublik Deutschland ; Reports u. Reportagen - Düsseldorf : Patmos-Verlag, 1976

-            Der Zappler : der körperbehinderte Jürgen erobert seine Umwelt; ein grosses wagemutiges Abenteuer Ill. von Bettina Anrich-Wölfel. - Düsseldorf : Schwann, 1974

-            Behindertsein ist schön : Unterlagen z. Arbeit mit Behinderten - Düsseldorf : Patmos-Verlag, 1974

-            Behinderten-Report - Frankfurt (am Main) : Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1974

-            Knast-Reportagen - Stein (Nürnberg) : Laetare-Verlag, 1973

-            Gastarbeiter-Reportagen [Übers. d. griech. Texte durch Homeros Anagnostidis]. - Stein (Nürnberg) : Laetare-Verlag, 1973

-            Klee, Ernst: Randgruppenpädagogik : Grundlagen z. Umgang mit Randgruppen, Aussenseitern u. Gestörten - [Mainz] : Matthias-Grünewald-Verlag, 1973

-            Die Nigger Europas : zur Lage d. Gastarbeiter; eine Dokumentation - Düsseldorf : Patmos-Verlag, 1973

-            Resozialisierung : ein Handbuch z. Arbeit mit Strafgefangenen u. Entlassenen - München : Claudius-Verlag, 1973

-            Fips schafft sie alle Ill. von Bettina Anrich-Wölfel. - Düsseldorf : Schwann, 1972

-            Die armen Irren : das Schicksal d. seelisch Kranken - Düsseldorf : Patmos-Verlag, 1972

-            Gastarbeiter : Analysen u. Berichte / hrsg. von Ernst Klee. - Frankfurt (am Main) : Suhrkamp, 1972

-            Prügelknaben der Gesellschaft : Häftlingsberichte. - Düsseldorf : Patmos-Verlag, 1971

-            Die Nigger Europas : Zur Lage d. Gastarbeiter. Eine Dokumentation - Düsseldorf : Patmos-Verl., 1971

-            Die im Dunkeln : Sozialreportagen - Düsseldorf : Patmos-Verl., 1971

-            Thema Knast - Bremen : Stelten, 1969

-            Wege und Holzwege : Evang. Dichtung d. 20. Jahrhunderts - Bremen : 1969

-            Damals in Peenemünde : An d. Geburtsstätte d. Weltraumfahrt. Ein Dokumentarbericht / Ernst Klee ; Otto Merk. Mit e. Vorw. von Walter R. Dornberger u.e. Nachw. von Wernher von Braun. - Oldenburg ; Hamburg : Stalling, 1963

 

 

 

Aus dem Buch: 

Vorwort, über die Autoren, anschließend Einführung:

Unter dem provozierenden Titel Schone Zeiten - entnommen einem privaten Fotoalbum eines KZ-Kommandanten - haben die Herausgeber eindrucksvolle Dokumente zusammengestellt. Es handelt sich weitgehend um authentische Texte (Tagebucher, Briefe und Berichte), aber auch um (Geständnis-) Protokolle, in denen die Mörder, Mittäter und Gaffer in der Ruckschau ungeschminkt vor den ermittelnden Behörden schildern, wie der Massenmord an den Juden organisiert und bis zum bitteren Ende durchgeführt wurde.

Beigegeben werden zahlreiche Fotos, die für sich sprechen. Diese Bilder zeigen nicht etwa Exzeßtäter, die ihre Mordarbeit mit Schaum vor dem Mund tun, keine Bestien, die uns von daher abstoßen, sondern sie zeigen (von Gaffern angespornte) Täter, wie sie ihre Arbeit verrichten und wie sie danach erschöpft, aber zufrieden ihren bierseligen Feierabend genießen. Gezeigt werden Menschen, denen man nicht ansieht, daß sie aktiv in der Mordmaschinerie mitwirkten und diese einsatzbereit und willig in Gang hielten.

Der vertrauliche, ja bisweilen private Charakter des Materials zeigt in gnadenloser Deutlichkeit, wie sicher die Weltanschauung des Nationalsozialismus im Zentrum der Volkspsyche verankert war, eingebettet in das gängige Denken, in das selbstverständliche Empfinden breitester Bevölkerungskreise.

Ein erschütterndes Buch und ein erhellendes zugleich. Es klärt auf und will zur Trauerarbeit anregen. Und es wirkt dem Vergessen entgegen, daß es in Deutschland Zeiten gegeben hat, in denen auf offener Straße und am hellichten Tage jüdische Mitbürger mit Eisenstangen erschlagen werden konnten, ohne daß sich jemand schützend vor sie gestellt hatte.

 

Autoren:

 

Ernst Klee, geboren 1942, Studium der Theologie und Sozialpädagogik. Lehrauftrag für Behindertenpädagogik an der VHS in Frankfurt (1973-1982) und an der FHS in Wiesbaden (1978-1979) Mitarbeiter der Wochenzeitung Die Zeit. 1981 wurde sein Fernsehfilm Verspottet (über das Leben einer Kleinwüchsigen) mit einem Adolf-Grimme-Preis sowie von der Deutschen Akademie der darstellenden Künste in Frankfurt ausgezeichnet.

Buchveröffentlichungen u.a.:  Der Zappler (Kinderbuch zum Behinderten-Problem), 1974, Behinderten-Report, 1974 (wie die folgenden im Fischer Taschenbuch Verlag), Behinderten-Report II, 1976, Psychiatrie-Report, 1978; Behindert. Über die Enteignung von Körper und Bewußtsein. Ein kritisches Handbuch, 1980 (im S. Fischer Verlag)

Euthanasie  im NS-Staat. Die Vernichtung lebensunwerten Lebens (Bd 4326), Dokumente zur Euthanasie (Bd 4327), Was sie taten - was sie wurden. Ärzte, Juristen und andere Beteiligte am Kranken- und Judenmord (Bd 4364)

 

Willi Dreßen, geboren 1935, Studium der Rechtswissenschaften in Köln und Bonn. Staatsanwalt. Seit 1967 bei der Zentralstelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklarung nationalsozialistischer Verbrechen. Seit 1985 Vertretung des Behördenleiters.

Mitarbeit an Das große Lexikon des Dritten Reiches (Chr. Zentner/Fr. Bedürftig, Hg., 1985), Enzyclopaedia Judaica (Jahrbuch 1986/87) und zahlreiche wissenschaftliche Beitrage.

 

Volker Rieß, geboren 1957, Studium der Geschichte und Germanistik, Historiker; arbeitet zur Zeit an einer zeitgeschichtlichen Dissertation.

 

 

Einführung (Seiten 7-9)



Schöne Zeiten heißt eine Überschrift im Fotoalbum des letzten Kommandanten von Treblinka. Schöne Zeiten stand über Bildern aus dem Vernichtungslager. Mindestens 700.000 Menschen sind hier ins Gas geschickt worden.

Ein Medizinprofessor wurde in den Semesterferien nach Auschwitz beordert. Was er sah, ließ ihn schaudern. Doch in seinem Tagebuch rühmt er das ausgezeichnete Essen (herrliches Vanilleeis). Und immer wieder heißt es: Lebendfrisches Material von Leber, Milz und Pankreas entnommen und fixiert. Der Mediziner, dem in Auschwitz der Appetit nicht verging, forschte über die Einwirkung des Hungers auf den menschlichen Organismus.

Machen wir uns doch nichts vor, so ein Polizist über Kollegen, die an Juden-Massakern teilnahmen, das war für die ein Fest, da gab es Gold und Geld... Bei den Judenaktionen war immer was zu holen. Mitgefühl entwickelten die Täter in eigener Sache. Als in Babi-Yar innerhalb von zwei Tagen 33.771 Juden erschossen wurden, meinte einer der Schützen: Man kann sich gar nicht vorstellen, welche Nervenkraft es kostete...

Was waren das für Männer, die Mord als Alltagsarbeit billigten? Es waren ganz normale Menschen. Nur: Sie konnten sich als Herrenmenschen aufführen, entschieden über Leben und Tod, hatten Macht. Ungeahnte Beförderungschancen taten sich auf. Es gab zusätzlichen Sold, Urlaub und Vergünstigungen (z. B. Alkohol und Zigaretten). Und, bei allem Machtgefühl: Der Staat nahm ihnen jede persönliche Verantwortung bereitwillig ab.

Sicher, es gab vereinzelt Proteste seitens der Wehrmacht. So beklagte der Oberbefehlshaber Ost das Austoben tierischer und pathologischer Instinkte. Mordschützen brachen zusammen, einige verübten Selbstmord (zur Schonung der Schützen tötete man bei einigen Kommandos mit Gaswagen, was die Qual der Opfer noch erhöhte). Es gab sogar SS-Leute und Polizisten, die sich weigerten  Mordbefehle auszuführen. Sie sahen trotz aller Propaganda Juden noch als Mitmenschen und nicht als Ungeziefer an, konnten nicht auf Wehrlose und Unschuldige schießen. Sie wurden deshalb als Feiglinge und Schwächlinge beschimpft -und einem Befehl Himmlers entsprechend in andere Einheiten versetzt oder ausgetauscht. Entgegen allen Legenden: Niemand wurde erschossen oder ins KZ gesperrt, wenn er sich weigerte, Juden zu morden.

 

Ein Volksfest waren vielfach die öffentlichen Massen-Exekutionen. Im litauischen Kowno beklatschten Einheimische - Mütter mit ihren Kindern darunter - jeden Juden, der öffentlich erschlagen wurde. Immer wieder gab es Bravo-Rufe und Lachen. Deutsche Soldaten standen dabei und fotografierten. Der Armeestab wußte davon und griff nicht ein. Deutsche Landser nahmen mitunter lange Wege in Kauf, um beim blutigen Schützenfest die besten Plätze zu ergattern. Mitunter muß man schon von Hinrichtungs-Tourismus sprechen. Das Buch dokumentiert, daß der Massenmord lange Zeit in aller Öffentlichkeit geschah.

 

Am 20. Januar 1942 trafen sich in einer Villa am Großen Wannsee in Berlin Vertreter von Ministerien, SS- und Polizeidienststellen. Thema:

die Endlösung der Judenfrage. Die Wannsee-Konferenz hatte die Aufgabe, die einzelnen Dienststellen von den bereits getroffenen Entscheidungen zu unterrichten und die Fortsetzung des Massenmordes in noch größerem Maßstab zu organisieren. Denn der Massenmord war längst im Gange: Die Einsatzgruppen und Einsatzkommandos der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes (SD) wüteten unter der jüdischen Bevölkerung in den besetzten Gebieten. Ab Mitte Oktober 1941 waren mehrere zehntausend Juden aus dem Reichsgebiet in polnische Ghettos deportiert worden. Viele Juden, die aus dem Reichsgebiet in die sowjetischen Städte Kowno, Riga und Minsk kamen, wurden gleich nach ihrer Ankunft erschossen. In Chelmno fuhren schon die Gaswagen, in denen die Menschen qualvoll erstickten. Im KZ Auschwitz hatte man längst mit der Verwendung von Zyklon B begonnen, und das Vernichtungslager Belzec war im Bau.

 

Mit der Endlösung im Generalgouvernement Polen hatte Himmler den SS- und Polizeiführer im Distrikt Lublin, SS-Brigadeführer Odilo Globocnik, beauftragt. Als Tarnbezeichnung wurde später der Name Aktion Reinhard gewählt - wohl in Erinnerung an den im Juni 1942 nach einem Attentat gestorbenen Reinhard Heydrich (Chef des Reichssicherheitshauptamtes).

 

Die restlose Ermordung der Juden war jedoch mit den üblichen Methoden - Massenerschießungen oder Gaswagen - unmöglich. Deshalb bediente sich Himmler eines etwas abgewandelten Mordverfahrens, das man 1940/41 bei der Euthanasie, dem Massenmord an psychisch Kranken, Behinderten und anderen Ballastexistenzen, angewandt hatte:

Waren die Kranken in den Vergasungsanstalten Grafeneck, Brandenburg, Bernburg, Hadamar, Sonnenstein und Hartheim mit CO-Gas aus Gasflaschen der IG-Farben ermordet worden, verwendete man nun die Abgase von Dieselmotoren.

 

Es wurden drei Vernichtungslager errichtet: Belzec (in der Nähe von Lemberg), Sobibor (nahe der Stadt Wlodawa) und Treblinka (nahe des Ortes Malkinia). Das Vernichtungslager Belzec begann im März 1942 mit den Massenvergasungen, Sobibor im Mai und Treblinka im Juli. Die Schlüsselpositionen wurden mit ehemaligen Euthanasien-Gehilfen besetzt. Der Mordbetrieb in Belzec endet im Dezember 1942, in Treblinka und Sobibor im Herbst 1943, nachdem es dort im August bzw. Oktober zu Aufständen der Arbeitsjuden gekommen war. Die Angehörigen der Aktion Reinhard wurden anschließend in den adriatischen Küstenraum befohlen, wo sie mithalfen, die dortigen Juden nach Auschwitz zu deportieren. Zu dieser Zeit war Auschwitz ein gigantisches Mordzentrum.

 

Nicht alle, die in diesem Buch zu Wort kommen, sind Täter im streng juristischen Sinne. Manche waren nur kleine Rädchen im Mordgetriebe, halfen z. B. beim Transport der Opfer oder beim Absperren des Mordgeländes. Mancher - Befehlsgeber wie Befehlsempfänger - könnte auf einen juristischen Freispruch, und sei es aus Mangel an Beweisen, verweisen. Oder denken wir an die Kriegspfarrer (so die damals übliche Bezeichnung), die in dem ukrainischen Ort Bjelaja-Zerkow dem Sterben von Kindern zusahen und lediglich Berichte verfaßten, damit über die Zustände nicht noch mehr geredet werde.

 

Kein Staatsanwalt würde die Geistlichen - zwei von ihnen wurden nach dem Kriege Weihbischöfe - anklagen, weil sie Unmenschlichkeit nicht öffentlich anprangerten. Ganz zu schweigen von jenen, die den Judenmord neugierig begafften oder fassungslos zusahen. Doch sie wurden alle, gewollt oder ungewollt, zu Mitwissern.

 

Die hier vorgelegten Texte wurden in keiner Weise stilistisch überarbeitet. Es wurden lediglich offenkundige Schreibfehler korrigiert und der besseren Lesbarkeit wegen Abkürzungen aufgelöst.

 

Die meisten Täter versuchen, ihre eigene Beteiligung an den Morden abzuleugnen oder Tatsachen zu verharmlosen. Aber selbst hinter ihren Ausflüchten und Verschleierungsversuchen bleibt die grausige Wahrheit unerträglich deutlich zu erkennen. Für viele waren die Jahre unter nationalsozialistischer Herrschaft schöne Zeiten, selbst im Vernichtungslager.

 

 

 

 

 


 
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