OCR und Formatiert Ц Nina & Leon Dotan,† ldn-knigi.narod.ru/Judaica.htm†† 10.2003
(ldn-knigi.by.ru/Judaica.htm)
Themen:† Eine Unterhaltung ьber Hitler und Totalitarismus, ein Dialog ьber Religion und Antisemitismus
(89)† - Seitenanfangszahl
Aus dem Buch:
Gesprдche ьber Gott, die Menschen und die Bombe
(91)
Eine Unterhaltung ьber Hitler und Totalitarismus
bucky: Nachdem Sie Deutschland verlassen hatten, muя es noch eine schwierige Zeit fьr Sie gewesen sein, Professor, mit der Bedrohung Ihres Lebens durch die Nazis, die doch in ganz Europa gegenwдrtig war.
einstein: Ja, schon. Ich kann mich nicht erinnern, daя in dieser Zeit irgend jemand bewaffneten Schutz erhalten hдtte Ч Politi≠ker natьrlich ausgenommen. Ich mochte all den Wirbel wirk≠lich nicht, aber alle sagten, es sei ein Preis auf meinen Kopf aus≠gesetzt. Es war wirklich recht schwierig. Wissen Sie, daя die Polizei wдhrend meines Aufenthalts in Belgien - und erinnern Sie sich, der Kцnig von Belgien, Albert, war ein sehr enger Freund von mir - an mich herantrat mit dem Rat, ich sollte das Land verlassen, weil sie mich vor den Nazis nicht schьtzen kцnnten?
bucky: Waren Sie selbst in dieser Zeit bewaffnet?
einstein: Ich nicht, nein, aber ... die Leute um mich herum waren es. Es war keine leichte Zeit, ganz gleich, wohin wir gin≠gen. Deshalb kann ich Ihnen versichern, daя ich froh war, schlieяlich in die Vereinigten Staaten auswandern zu kцnnen, die wenigstens frei von dieser Art Wahnsinn waren.
bucky: Wie weit, glauben Sie, haben alle Deutschen Anteil an dem Naziregime? Oder halten Sie Hitler fьr einen >einsamen Wolf<, der sozusagen die unschuldigen Deutschen in die Gei≠steskrankheit fьhrte?
(92) einstein: Ich habe da gemischte Gefьhle. Man kann niemals sagen, das deutsche Volk sei nicht dafьr verantwortlich zu machen, daя Hitler an die Macht kam, weil es in diesem Fall eine ungewцhnliche Tatsache gab - Hitlers vollstдndiges Pro≠gramm war bereits in seinem >Mein Kampf< verцffentlicht wor≠den. Was kann ein Diktator mehr tun, als sein Programm in Druck zu geben, ehe er es durchfьhrt? Und auяerdem: Das Volk hat Hitler nicht nur an die Macht gebracht, sondern ihn dann zwцlf Jahre lang geduldet! Andererseits bin ich wieder der Meinung, daя sich ein Mann wie Hitler normalerweise nicht lange halten kann, daя er aber die Menschen mit seiner unge≠heuren Macht der Rede hypnotisiert hat. Und er war in der Lage, die Jugend Deutschlands durch die verschiedenen Jugendorganisationen der Nazis ьberall im Land zu manipulie≠ren.
bucky: Ich muя daran denken, wie Sie mir zu Beginn des Krie≠ges sagten, es wьrde Sie nicht im geringsten ьberraschen, wenn das deutsche Volk, nachdem die Deutschen besiegt wor≠den sind, behaupten wьrde, es wдre eigentlich nicht fьr Hitler gewesen, sondern wдre gezwungen worden, ihn zu unterstьt≠zen, weil er die Armee kontrollierte. Ich bezweifelte das damals, doch es stellte sich wirklich als wahr heraus. Wдhrend meiner Tдtigkeit im Krieg beim Office of Strategie Services [Bьro fьr Strategische Dienste] leitete ich die Rundfunkstation Atlantik in England, und meine Haupttдtigkeit war die Befra≠gung von deutschen Kriegsgefangenen.
Und was soll ich sagen: Fьnfundsiebenzig Prozent von ihnen behaupteten, genau wie Sie sagten, sie wдren eigentlich nicht fьr Hitler und stimmten mit ihm ьberhaupt nicht ьberein! Es erscheint unfaя≠bar, daя intelligente Leute so etwas aussprechen konnten, nach≠dem ihre Handlungen von Menschen auf der ganzen Welt mit Abscheu beobachtet worden waren.
einstein: Genau das war fьr mich aber voraussehbar.
bucky: Natьrlich war Hitler nur ein Beispiel fьr totalitдre Poli≠tik in diesem Jahrhundert. In weiteren Jahrhunderten wird das (93) zwanzigste sicher als >das Zeitalter der Diktatoren< bekannt sein - Hitler, Mussolini, Stalin, Franco, Salazar, um nur einige zu nennen. Wie denken Sie ьber dieses Phдnomen?
einstein: Ich verabscheue Dirigismus. Das soll aber nicht hei≠яen, ich sei gegen eine Organisation, in der ein Mann das Gehirn und den Fьhrer darstellt. Manchmal ist das die einzige Mцglichkeit fьr eine Organisation, ihre Aufgabe zu erfьllen. Eine derartige Organisation muя aber in der Lage sein, einen solchen Mann zu wдhlen und ihn auch durch Wahl abzulehnen. Leider birgt aber jede Organisation oder politische Gruppie≠rung die Gefahr, daя die Mitglieder oder die Wдhlerschaft ihrer Verantwortung zu denken entsagen und diese Last ihren Fьh≠rern ьberlassen. Das ist gut und schцn, solange der Fьhrer rechtschaffen ist und sich nur um das Wohl der Gruppe sorgt. Weicht der Fьhrer jedoch von diesem Ideal ab, entwickelt sich die Gefahr, daя er zum Diktator wird, wie es in Ruяland, Deutschland und Italien geschehen ist. Nicht immer ist die Phi≠losophie falsch, sondern die Menschen begraben eine gute Idee, sobald sie durch eine einmal entstandene Machtfьlle ver≠dorben werden.
So weist beispielsweise die Philosophie hinter dem Kommunismus eine Menge Vorzьge auf; Beendigung der Ausnьtzung des einfachen Volkes und Aufteilung von Gьtern und Arbeit entsprechend den Bedьrfnissen und Fдhigkeiten. Der Kommunismus als politische Theorie ist ein gewaltiges Experiment, doch leider ist es in Ruяland ein Experiment, das in einem dьrftig ausgestatteten Laboratorium durchgefьhrt wird.
bucky: Ist die Reglementierung der Schlьssel zu Ihrem Haя gegen den Totalitarismus? Oder gibt es noch andere Faktoren von gleichem Gewicht in Ihrer Bewertung?
einstein: Reglementierung ist eine Wirkung, nicht eine Ursa≠che des Totalitarismus. Eine der Ursachen, die nach meiner Mei≠nung dahin fьhrt, ist folgende: Im allgemeinen sind die Funk≠tionдre, die die Reglementierung erzwingen, Menschen mit niedrigen moralischen Normen, die vor ihrer neuen Rolle niemals (94) im Leben irgend etwas Brauchbares erreicht haben. Plцtz≠lich lдяt sie ihre neue Position glauben, sie seien >Jemand<, und sie weiden sich daran, auf ihre Mitbьrger Druck ausьben zu kцnnen. Das war besonders deutlich im Hitlerregime zu spь≠ren, als sogar fьnfzehn oder sechzehn Jahre alte Jugendliche prahlerische Posen einnahmen, weil es ihnen als Hitlerjugend erlaubt wurde, leichte Waffen zu tragen.
bucky: Wir haben gesehen, wie ein Irrer wie Hitler eine Nation mit seiner flammenden Redekunst verfьhrt hat. Aber wie erklдren Sie sich den Einfluя von Totalitarismus in Lдndern, wo die Fьhrer weniger, sagen wir, charismatisch waren - zum Beispiel Franco in Spanien?
einstein: Ich glaube, die stдrkste Waffe der totalitдren Staaten ist die Unterdrьckung des Individuums mit wirtschaftlichen Mitteln. Auf diese Art werden die Menschen gezwungen, ganz allgemein die Prinzipien der Regierung zu ьbernehmen.
bucky: Bei allem, was wir bisher erlebt haben - wie beurteilen Sie die Zukunft der Welt und besonders die der unterjochten Nationen?
einstein: Das ist sehr schwer zu sagen. Ich denke, die Pfeiler der zivilisierten menschlichen Existenz sind in den letzten drei≠яig Jahren enorm geschwдcht worden.
Was am meisten beun≠ruhigt: Lдnder, die vorher einen hohen Moralstandard besaяen und immer die Menschenrechte anerkannten, haben indirekt zugegeben, daя die Wahrheit um ihrer selbst willen keine Berechtigung hat, daя sie tatsдchlich nicht einmal toleriert wer≠den muя. Plцtzlich werden willkьrliche Regeln, Unterdrьc≠kung und sogar religiцse Verfolgung und Greueltaten als ent≠schuldbar und unvermeidlich akzeptiert. Ich verstehe wirklich nicht, wie Menschen, die fьr diese Regime arbeiten und sie stьtzen, mit ihrem eigenen Gewissen leben kцnnen. Sicherlich wissen sie, daя ihre Handlungen nicht nur ein Unrecht darstel≠len, sondern kriminell gegenьber dem Individuum und der Menschheit insgesamt sind. Wie die Natur, die unempfindlich ist gegen die Zerstцrung, die sie manchmal hervorruft, gewцhnen (95) sich die Menschen an alles im Leben, indem sie die Augen vor dem Bцsen um sie herum schlieяen.
Was die Zukunft betrifft, so kann man nur hoffen, daя das von Individuen und Fьhrern praktizierte Streben nach Gerechtigkeit und Wahrheit fьr die Menschen mehr getan hat als alle Handlungen der schlauen, unruhestiftenden Politiker. Immerhin war Moses ein besserer Mensch als Machiavelli. Vielleicht ist es dieses Streben, das am Ende ьber die Mдchte der Dunkelheit triumphiert.
(159)
bucky: es ist eine Ironie: Obwohl Ihr Name gewissermaяen mit der Wissenschaft im 20. Jahrhundert gleichgesetzt wird, hat es um Sie doch immer Kontroversen in bezug auf Religion gegeben. Wie erklдren Sie diesen Umstand, da man doch gewцhnlich annimmt, Wissenschaft und Religion seien uneins?
einstein: Nun, ich glaube nicht, daя Wissenschaft und Reli≠gion notwendigerweise Gegensдtze sind. Ich denke vielmehr, es gibt zwischen den beiden eine sehr enge Verbindung. Auяer≠dem glaube ich, Wissenschaft ohne Religion ist lahm und Reli≠gion ohne Wissenschaft blind. Beide sind wichtig und sollten Hand in Hand arbeiten. Mir scheint, jeder, der sich nicht ьber die Wahrheit in Religion und in der Wissenschaft Gedanken macht, kцnnte ebensogut tot sein.
bucky: Also halten Sie sich fьr einen religiцsen Menschen?
einstein: Ich glaube an das Rдtselhafte, und, offen gesagt, ich begegne diesem Rдtselhaften manchmal mit groяer Furcht. Mit anderen Worten, ich glaube, es gibt im Universum viele Dinge, die wir nicht wahrnehmen oder durchschauen kцnnen, und wir erleben einige der schцnsten Dinge im Leben nur in einer sehr primitiven Form. Nur in bezug auf diese Rдtsel halte ich mich fьr einen religiцsen Menschen. Ich spьre aber diese Dinge zutiefst. Was ich nicht verstehen kann, ist, wie es ьber≠haupt einen Gott geben kann, der seine Subjekte belohnen oder (160) bestrafen will und der uns dazu bringen kann, unseren eigenen Willen in unserem tдglichen Leben zu entwickeln.
bucky: Demnach glauben Sie nicht an Gott?
einstein: Ah, das ist, was ich meine mit: Religion und Wissen≠schaft gehen Hand in Hand. Jedes hat seinen Platz, muя aber jeweils seiner eigenen Sphдre zugeschrieben werden. Nehmen wir an, wir hдtten es mit einem theoretischen Physiker oder Wissenschaftler zu tun, der sehr vertraut ist mit den verschiede≠nen Gesetzen des Universums, beispielsweise wie die Planeten die Sonne umkreisen und die Satelliten ihre jeweiligen Plane≠ten. Nun, dieser Mann, der diese verschiedenen Gesetze stu≠diert hat und sie versteht - wie sollte der an einen Gott glauben kцnnen, der in der Lage wдre, die Bahnen dieser groяen krei≠senden Massen zu stцren? Nein, die natьrlichen Gesetze der Wissenschaft sind nicht nur theoretisch ausgearbeitet, sondern auch in der Praxis bewiesen worden. Ich kann also nicht an die≠se Vorstellung von einem menschenдhnlichen Gott glauben, der die Macht besitzt, die Naturgesetze zu durchbrechen. Wie ich schon sagte, die schцnste und tiefste religiцse Empfindung, die wir erleben kцnnen, ist das Gefьhl des Mystischen.
Und diese Mystik ist die Stдrke aller wahren Wissenschaft.
Wenn es ьberhaupt einen solchen Begriff >Gott< gibt, dann ist es ein sub≠tiler Geist, nicht das Abbild eines Menschen, das so viele in ihrem Verstand fixiert haben. Im wesentlichen besteht meine Religion aus einer demьtigen Bewunderung fьr diesen uner≠meяlichen erhabenen Geist, der sich in den geringen Einzelhei≠ten offenbart, die wahrzunehmen wir mit unserem hinfдlligen und schwachen Verstand in der Lage sind.
bucky: Glauben Sie vielleicht, die meisten Menschen brauch≠ten Religion, um sozusagen unter Kontrolle zu bleiben?
einstein: Nein, ganz klar nein. Ich glaube nicht, daя ein Mensch in seinen tдglichen Aktionen beschrдnkt sein sollte durch die Furcht vor Strafe nach seinem Tode oder daя er Dinge tun sollte, nur weil er dann belohnt wьrde, wenn er gestorben ist. Die richtige Leitschnur im Leben des Menschen sollte der (161) Rang sein, den er der Ethik beimiяt, und der Grad der Rьck≠sichtnahme, die er anderen gegenьber walten lдяt. In dieser Hinsicht spielt Erziehung eine groяe Rolle. Religion sollte nichts mit Angst vor dem Leben oder Angst vor dem Tode zu tun haben, sondern sollte vielmehr ein Streben nach rationaler Erkenntnis sein.
bucky: Und doch, trotz all dieser Gedanken werden Sie noch immer in der цffentlichen Meinung nachdrьcklich als definitiv jьdisch identifiziert, und das ist sicherlich eine sehr traditions≠reiche Religion.
einstein: Eigentlich erhielt ich meine erste religiцse Schulung aus dem katholischen Katechismus. Ein glьcklicher Zufall, natьrlich, weil die Volksschule, in die ich zunдchst ging, katho≠lisch war.
Ich war tatsдchlich das einzige jьdische Kind in der Schule. Das wirkte sich zu meinem Vorteil aus, denn es machte es mir leichter, mich vom Rest der Klasse zu isolieren und Trost in der Einsamkeit zu finden, die ich so schдtze.
bucky: Finden Sie aber nicht einen Widerspruch zwischen Ihren frьheren, etwas antireligiцsen Aussagen und Ihrer Bereit≠schaft, цffentlich mit den Judentum identifiziert zu werden?
einstein: Nicht unbedingt. Eigentlich ist es eine sehr schwieri≠ge Sache, einen Juden zu definieren. Am besten kann ich es beschreiben, indem ich Sie auffordere, sich eine Schnecke vor≠zustellen. Eine Schnecke, die Sie im Meer sehen, besteht aus dem Kцrper, der sich in dem Haus befindet, das sie immer mit sich herumtrдgt. Jetzt stellen Sie sich vor, was geschehen wьr≠de, wenn wir der Schnecke das Haus wegnдhmen. Wьrden Sie nicht auch den ungeschьtzten Kцrper noch als Schnecke bezeichnen? Genauso bleibt ein Jude, der seinen Glauben auf≠gibt oder sogar einen anderen annimmt, immer noch ein Jude.
bucky: Sie waren das Ziel so mancher Attacke seitens der Nazis in Deutschland, weil Sie Jude sind. Welche Erklдrung haben Sie gefunden dafьr, daя die Juden durch die Geschichte hindurch so sehr gehaяt worden sind?
(162) einstein: es ist fьr mich offensichtlich, daя Juden ideale Sьn≠denbцcke sind fьr jedes Land, das soziale, wirtschaftliche oder politische Schwierigkeiten hat. Dafьr gibt es zwei Grьnde. Zunдchst einmal gibt es kaum ein Land auf der Welt, das kein jьdisches Segment in der Bevцlkerung aufweist. Zweitens: Wo immer Juden leben, sind sie eine Minderheit in der Bevцlke≠rung, und zwar eine so kleine Minderheit, daя sie nicht stark genug sind, sich gegen einen massierten Angriff zu wehren. Es ist sehr leicht fьr Regierungen, die Aufmerksamkeit von ihren eigenen Fehlern abzulenken, indem sie Juden fьr diese oder jene politische Theorie, wie Kommunismus oder Sozialismus, ver≠antwortlich machen. Zum Beispiel beschuldigten nach dem Ersten Weltkrieg viele Deutsche die Juden zunдchst, den Krieg begonnen zu haben, und spдter, ihn verloren zu haben. Das ist natьrlich nichts Neues. In der Geschichte sind durchweg Juden jeder Art von Verrat angeklagt worden Ч da gibt es die Brun≠nenvergiftung, da gibt es die Ermordung von Kindern, angeb≠lich wegen religiцser Motive. Vieles davon kann man dem Neid zusprechen, denn trotz der Tatsache, daя in den verschiedenen Lдndern die jьdische Population immer dьnn war, gab es bei ihnen immer eine unverhдltnismдяig groяe Anzahl von her≠vorragenden Persцnlichkeiten.
bucky: Da dieses Problem schon so lange existiert: Glauben Sie, es wird jemals gelцst werden?
einstein: Vielleicht... doch nur durch Beharrlichkeit. Alle, Juden und Nichtjuden, mьssen dabei einsichtig und klug sein. Ich denke, jьdische Studenten beispielsweise sollten ihren eige≠nen Weg gehen. Sie sollten immer hцflich sein, aber in ihren Ansichten konsequent bleiben und die Nichtjuden nicht bekдmpfen.
Ein Weg, auf dem jьdische Menschen eine Lцsung sicher nicht erreichen, ist die №bernahme christlicher Brдuche† und Sitten. Sie mьssen entsprechend ihren eigenen Neigungen und Gewohnheiten leben. Auf diese Weise ist es sehr gut mцglich, ein wohlerzogener Mensch, ein guter Staatsbьrger und gleichzeitig ein glдubiger Jude zu sein, der seine Rasse liebt und (163) seine Vдter ehrt. Wenn diese Richtlinien befolgt wьrden, glau≠be ich, es wьrde genьgen, um den Antisemitismus auf der gan≠zen Welt betrдchtlich zu reduzieren.
bucky: Ich erinnere mich, daя Sie einmal von der franzцsi≠schen Regierung eingeladen wurden, an einer Demonstration gegen Antisemitismus teilzunehmen. Damals weigerten Sie sich. Warum?
einstein: Das war ein rein formales Problem. Zu jener Zeit war ich ja noch deutscher Staatsangehцriger, wenn ich auch nicht mehr in Deutschland lebte. Ich hatte erkannt, daя diese Demonstration gegen die deutsche Regierung gerichtet war und nicht gegen Antisemitismus als Prinzip. Deshalb hдtte meine Teilnahme formaljuristisch als landesverrдterisch ausge≠legt werden kцnnen. Auяerdem hatte ich das Gefьhl, die Wirk≠samkeit einer solchen Kampagne wдre weit stдrker, wenn Nichtjuden in der ersten Reihe stьnden und nicht Juden wie ich selbst.
bucky: Glauben Sie, es gibt so etwas wie einen Дjьdischen StandpunkteУ?
einstein: Nein. Ich glaube, es gibt ihn vielleicht nur in der Phi≠losophie. Ich halte das Judentum nicht einmal fьr ein Glaubens≠bekenntnis. Ich glaube, der sogenannte jьdische Gott ist tat≠sдchlich nur eine Negation von Aberglauben.
bucky: Da scheint es in Ihrer allgemeinen Philosophie einen grцяeren Widerspruch zu geben, Professor, und der liegt in Ihrer offenen Unterstьtzung des Zionismus. In Ihren meisten anderen Aussagen und Ihren zwanglosen Unterhaltungen mit mir haben Sie immer behauptet, der Nationalismus sei in der modernen Welt eine der Wurzeln des Bцsen. Und trotzdem unterstьtzen Sie sehr stark die Rechte der Juden auf einen Nationalstaat. Wie rechtfertigen Sie das?
Einstein: Ich denke, in diesem speziellen Fall ist es berechtigt, weil die Welt die Juden mit der permanenten Existenz von Anti≠semitismus gezwungen hat, sich an einem bestimmten Ort nie≠derzulassen...У