Januar 2003
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Д..Im Frьhjahr 1932 - als es noch keinen Reichskanzler
Hitler und noch keinen sehr breit angelegten Kampf gegen den aufkeimenden
Nationalsozialismus gab - erschienen im Verlag Gsur u. Co. zwei Schriften, die
ab 1935 kompromiяlos verfolgte Anti-NS-Linie etablierten.
Sie stammten vom Franziskanerpater Zyrill Fischer und hieяen ДDie HakenkreuzlerУ† und (als Auszug daraus) ДDie Nazisozis, "......"Die Schriften Fischers waren† in ÷sterreich der erste Versuch, von katholischer Seite dem Nationalsozialismus entgegenzutreten, und deshalb vom Verlag Gsur & Co., der in erster Linie kein geschдftliches Unternehmen ist, sondern geistige Ziele verfolgt, akzeptiert worden..У.
Der "Gsur Verlag" bzw. der "Verlag Gsur & Co." nimmt in der цsterreichischen Verlagslandschaft der dreiяiger Jahre eine Sonderstellung ein. Was diesen Verlag einzigartig machte, war u.a., daя er von einem aktiven цsterreichischen Politiker gefьhrt wurde, daя er wie kein zweiter Verlag dieser Zeit in ÷sterreich eine so kompromiяlos antinationalsozialistische Linie einhielt, [2] daя er unter bewuяtem und vцlligem Verzicht auf den reichsdeutschen Markt produzierte und schlieяlich, daя er durch die цsterreichische Behцrde gezwungen war, seine Geschдftstдtigkeit einzustellen.
Die Firma "Gsur u. Co." mit Betriebsgegenstand "Buchhandlung und Verlag" ging in Form einer №bernahme aus der "Vogelsang-Buchhandlungs- und Verlags Ges.m.b.H." hervor. Bei der ursprьnglichen Mitgliedschaftsanmeldung bei der Korporation der Wiener Buch-, Kunst- und Musikalienhдndler im Jahre 1929 hieя es allerdings noch "Gsur und Scherr", "Liga-Verlag" und "Liga-Buchhandlung", was in einem Schreiben Ernst Karl Winters vom 19.5.1930 an die Korporation berichtigt wird. Die Buchhandlung sollte unter dem Namen "÷sterreichische Bьcherei" fortgefьhrt werden, die diesbezьgliche Konzession wurde jedoch nicht in Anspruch genommen. Der Verlag nannte sich den Gegebenheiten entsprechend "Gsur u. Co." (spдter: Gsur & Co.). Er bestand als offene Handelsgesellschaft seit dem 29. Jдnner 1930. Die Gesellschafter waren Frдulein Gusti Gsur, Geschдftsfrau und Inhaberin einer Papierhandlung im 15. Bezirk, und Dr. Ernst Karl Winter, Schriftsteller. Vertretungsbefugt war letzterer allein, und die Firma wurde am 14. Mдrz 1930 unter Register A, Band 73, pagina 142 ins Wiener Handelsregister eingetragen. Die zwei Gesellschafter bestдtigten in einem Schreiben an das Handelsgericht Wien, daя "das Unternehmen ьber den Umfang des Kleingewerbes hinausgeht und daя zur ordnungsmдяigen Abwicklung der Geschдfte eine kaufmдnnische Einrichtung und Buchfьhrung erforderlich ist. (...) Die Tдtigkeit des Unternehmens erstreckt sich nicht nur auf Wien und ÷sterreich, sondern auch auf das Ausland. Es ist anzunehmen, daя der jдhrliche Umsatz den Betrag von S 100.000 erreichen dьrfte." [3]
Weniger als vier Monate nach der handelsgerichtlichen Eintragung schied die Namensspenderin des Verlags einvernehmlich aus der Firma aus und ьberlieя Dr. Ernst Karl Winter die Fortfьhrung des Unternehmens (13.4.1930).
Die Firma hatte ihren Sitz zunдchst in Wien 8., Piaristengasse 5, bis Winter im Februar 1934 um eine Standortverlegung in seine Privatwohnung in Wien 18., Ladenburggasse 58/12 ansuchte und im September desselben Jahres die Genehmigung erhielt.
Mit dem Tag seines Amtsantritts als 3. Wiener Vize-Bьrgermeister, d.h. am 6.4.1934, meldete Winter der Korporation den Nicht-Betrieb des Verlags. Das als Erklдrung dafьr, daя die Produktion des Gsur-Verlags sich in zwei Phasen (1930-33; 1935-36) gliedert. Im folgenden Monat richtete das Prдsidialbьro der Stadt Wien ein Schreiben an den Leiter des Mag. Bezirksamts fьr den 18. Bezirk, in dem mitgeteilt wurde, daя Herr Vizebьrgermeister Dr. Winter die Gesamtauslieferung seines Verlages dem Reinhold-Verlag in Wien IX ьbergeben habe. [4] Da Winter das Verlagsgeschдft zu diesem Zeitpunkt nicht ausьbte, ersuchte er, die №bertragung der Konzession in den Standort 18., Ladenburggasse 58 durchzufьhren. Offenbar aus Angst, daя seine im "Nichtbetrieb" befindliche Konzession der Entziehung durch die Gewerbebehцrde verfallen kцnnte, wandte sich Winter im Februar 1935 an den Korporationssyndikus Dr. Sigmund Wisloschill um Rat. Daraufhin richtete Winter am 23. Mдrz 1935 ein Schreiben an die M.A. 4, in dem er den Wiederbetrieb mit 1.4.1935 zur Anzeige brachte. Im November desselben Jahres suchte Winter um die Verlegung seiner Konzession von der Privatwohnung im 18. Bezirk nach dem Standort Wien 6., Rechte Wienzeile 95-97, also in das Haus der Vorwдrts-Druckerei A.G., wo die Arbeiter-Zeitung einst gedruckt wurde, an, was von der Korporation alsbald befьrwortet wurde. Nach der Darstellung des einstigen Verlagslektors und Geschдftsfьhrers, Karl Hans Heinz, bezog Winter nicht nur Bьrorдume im "Vorwдrts-Verlag", sondern "von dort auch noch 2.000 Schilling monatlich, die er seinerzeit fьr seine Tдtigkeit beim ,Arbeiter-Sonntag' erhalten hatte. Die kostenlose Benьtzung der Bьrorдume, des Telefons und die 2.000 Schilling (...) waren die finanzielle Basis fьr die nunmehr beabsichtigte Buchproduktion des Gsur-Verlages. Das war gewiя eine schmale Grundlage (es muяten drei Angestellte bezahlt werden) (...)."[5] Streng genommen handelte es sich um die Wiederaufnahme der Verlagsproduktion.
Winter wurde allerdings bald vom Zeitgeist eingeholt: er muяte das Vorwдrts-Haus rдumen. Am 1. Oktober 1936 richtete er z.B. das folgende kurze Schreiben an die M.A. 4 (Pr. W./2459/36):
Als Alleininhaber der Firma "Gsur & Co.", Verlagsunternehmen, ersuche ich um die Bewilligung der Standortsverlegung meiner Firma von Wien, V., Rechte Wienzeile 97 nach Wien, I., Riemergasse 5 ab 1. Oktober l.J., da mir die bisherigen Rдumlichkeiten seitens der "Vorwдrts-A.G." gekьndigt wurden.
Dr. Ernst Karl Winter
Vizebьrgermeister der Stadt Wien, XIX., Huschkagasse I.
Winter ьbersiedelte also kurzfristig in dasselbe Haus, in dem zuvor der Verlag Frisch & Co. untergebracht war.
Das Ende des Verlags bzw. der Verlagstдtigkeit im selben Jahr fiel mit der polizeilichen Beschlagnahme eines Beihefts zur Zweimonatsschrift Wiener Politische Blдtter, die selber mehrmals konfisziert wurde, zusammen. Wie aus der betreffenden Literatur bekannt, hatte Winter wegen seiner Einstellung zu innen- und auяenpolitischen Fragen nicht nur Freunde. Das letzte Heft der Wiener Politischen Blдtter (Nr. 7/8 vom 4. Jg.) war als Juli-August-Heft am 5.7.1936 erschienen. Das erwдhnte Beiheft "Monarchie und Arbeiterschaft" erschien am 1. Oktober und wurde bereits Ende des Monats polizeilich verboten. So wurde Winter "aus Grьnden der цffentlichen Ruhe, Ordnung und Sicherheit" die Bewilligung zur weiteren Herausgabe seiner Zeitschrift entzogen. [6] Die Enthebung Winters und das Ende seiner Verlagstдtigkeit hat nicht nur in der Deutschen Gesandtschaft in Wien Freude ausgelцst - worauf noch eingegangen wird auch seine цsterreichischen Widersacher in den Wehrverbдnden hatten Grund zum Feiern. Nach einer Darstellung im offiziellen Organ des ÷sterreichischen Heimatschutzes, dem Heimatschьtzer, der Winter stдndig bekдmpft hatte, gab die Broschьre Arbeiterschaft und Monarchie auch den Anstoя zur "Beurlaubung" Winters als 3. Vize-Bьrgermeister von Wien. "In diesem, nunmehr endgьltig beschlagnahmten Machwerk gab er Volksfront-Parolen heraus und wandte sich gemдя seiner Einstellung, daя er sich ,mit Dr. Bauer menschlich verbunden fьhle', gegen den Staat. (...) In dieser Broschьre feierte Dr. Winter den Bolschewismus (...)." (4. Jg., Folge 44, 31.10.1936, 3.). Mit der Enthebung des Dr. Winter erfahre - so Der Heimatschьtzer - die Politik des Heimatschutzes "vollste Wьrdigung und Rechtfertigung". №brigens auch die der Nazis ... In den Bestдnden des Justizministeriums im Allg. Verwaltungsarchiv liegt eine umfangreiche Zahl von Akten zu dieser Beschlagnahme.
Trotz der erzwungenen Einstellung jedweder Tдtigkeit blieb die Konzession Winters fьr den Verlagsbuchhandel weiterhin aufrecht und wurde erst im Herbst 1937 unter der Bedingung von Winter zurьckgelegt, daя sie an den Verein "÷sterreichische Katholische Liga" erteilt wьrde. Die Firma "Gsur & Co." existierte noch eine Weile als "Karteileiche". Am 26. Jдnner 1936 teilte die Handelskammer fьr Wien auf eine entsprechende Anfrage des Handelsgerichts mit, daя "der Betrieb des Unternehmens dauernd eingestellt" sei. Im Mдrz 1939 wurde Dr. Ernst Karl Winter, der sich (ьber Salzburg) am 24. Mai 1938 nach Zьrich abgesetzt hatte, aufgefordert, die Lцschung seiner Firma aus dem Handelsregister anzumelden, was schlieяlich am 17. Oktober 1939 von amtswegen erfolgte.
Wie bereits erwдhnt, gab es zwei durch den Antritt des Bьrgermeisteramts bedingte Produktionsphasen. In der ersten Phase 1930-33 hielt Winter an einer "katholisch-konservativen Linie" fest. 1935/36 lagen seine Publikationen mit wenigen Ausnahmen "auf der antinationalsozialistischen Linie, fьr die wir immer das ,Bьndnis von rechts bis links gegen den ,Nationalsozialismus' gefordert haben". [7] Noch frьher, nдmlich im Dezember 1933, bezeichnet Winter sein Unternehmen als einen Verlag, "der in erster Linie kein geschдftliches Unternehmen (ist), sondern geistige Ziele verfolgt." [8]
Das erste nachweisbare Verlagswerk stammt von Ernst Karl Winter selbst, und zwar das 1930 erschienene Werk Platon. Das Soziologische in der Ideenlehre. Mit einem ikonographischen Exkurs. Darauf folgten einige Schriftenreihen. So gab Winter die Reihe Wiener soziologische Studien heraus, in der drei Hefte, wie z.B. Hans Eibls Von Augustinus zu Kant, erschienen. Im Jahre 1930 hat der Verlag Gsur u. Co. auяerdem eine Bьcherreihe herauszugeben begonnen, die nach Auffassung und Ausstattung einen neuen religiцsen und vaterlдndischen Buchtypus reprдsentierte. Diese Reihe, die ursprьnglich nur als eine zwanglose Folge gleich orientierter, selbstдndiger Publikationen gedacht war, wurde nunmehr unter dem Sammelnamen ÷sterreich, Religion und Kultur unter der Herausgeberschaft Winters weitergefьhrt. [9] Es erschienen folgende Werke:
Dominicus a
Jesu Maria O. Carm. Disc. Seine Persцnlichkeit und sein Werk.
Festschrift zum 300. Todestag. Herausgegeben von A.M. Knoll, E.K. Winter, H.K.
Zeяner-Spitzenberg. (1930) Antonius von Padua. Festschrift zum 700. Todestag.
Herausgegeben von P. Erhard Schlund O.F.M. (Mьnchen). (1931)
Marco D'Aviano O.M. Cap. Seine Zeit und sein Werk. Festschrift zum 250. Jahrestag der Tьrkenbefreiung Wiens. Herausgegeben von K.J. Grauer, E.K. Winter, H.K. Zeяner-Spitzenberg. (1933)
Heiliges Wien. Ein Fьhrer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Herausgegeben von Alfred Missong. (1933)
Etwa zur gleichen Zeit, als diese "Heiligen Schriften", die "einen ganz neuen Typus religiцser Literatur verkцrpern" (Verlagsanzeige) erschienen, brachte der Gsur-Verlag zwei Bьcher auf den Markt, die einiges Aufsehen erregten. Es bedeutete dies schon der Anfang jener "Schriften gegen den Nationalsozialismus", wie es in einer frьhen Verlagsanzeige beiяt. Obwohl der Verlag solche Bьcher kaum hдtte produzieren kцnnen, wenn er bloя auf seinen цsterreichischen Kundenkreis angewiesen gewesen wдre, konnte Winters Verlag nach dem Mдrz 1933 allgemein und nach der Herausgabe zweier anti-nationalsozialistischer Schriften im besonderen ьberhaupt nur zwei Werke entweder an Privatkunden oder an das Sortiment nach Deutschland liefern. Ansonsten verlieя sich Ernst Karl Winter nicht auf den ьblichen Sortimentsbuchhandel zur Verbreitung seiner Verlagswerke:
Es ist selbstverstдndlich, daя Publikationen, wie die vorerwдhnten, verlegerisch von keinem eben erst entstandenen Verlag, der dazu ohne Kapital beginnt, herausgebracht werden kцnnen, wenn er die herkцmmlichen, durch die Leipziger Buchhдndlerordnung vorgezeichneten Wege der Werbung, die ausschlieяlich ьber das Sortiment fьhren, beschreiten wьrde. [10]
Im Frьhjahr 1932 - zu einem Zeitpunkt also, als es noch keinen Reichskanzler Hitler und noch keinen sehr breit angelegten Kampf gegen den aufkeimenden Nationalsozialismus gab - erschienen im Verlag Gsur u. Co. zwei Schriften, die die vorhin erwдhnte und ab 1935 kompromiяlos verfolgte Anti-NS-Linie etablierten. Sie stammten vom Franziskanerpater Zyrill Fischer und hieяen Die Hakenkreuzler und (als Auszug daraus) Die Nazisozis, "von denen innerhalb eines halben Jahres fast 15.000 Stьck, nahezu ausschlieяlich in ÷sterreich abgesetzt werden konnten." [11] "Die Schriften Fischers waren" - so Winter - "in ÷sterreich der erste Versuch, von katholischer Seite dem Nationalsozialismus entgegenzutreten, und deshalb vom Verlag Gsur & Co., der in erster Linie kein geschдftliches Unternehmen ist, sondern geistige Ziele verfolgt, akzeptiert worden (...)."[12]
Im November desselben Jahres erschien eine Schrift im Verlag Gsur u. Co., "die eine eindeutige Frontstellung gegen den Nationalsozialismus als Weltanschauung ebenso wie als politische Bewegung zu beziehen versuchte", [13] nдmlich Der Nazispiegel von Thomas Murner (Pseudonym). Im folgenden Jahr sollte diese Schrift nicht weniger als drei Prozesse auslцsen, denn zunдchst einmal konstatierten "aufmerksame Leser" stellenweise frappierende ƒhnlichkeiten zwischen Fischers Die Hakenkreuzler und Murners Der Nazispiegel. [14]
Am 16. April 1933 erschien die erste Folge der von Ernst Karl Winter herausgegebenen Zeitschrift Wiener Politische Blдtter. Bereits das erste Heft wurde in Deutschland verboten, und das Postscheckkonto der Firma Gsur u. Co. in Mьnchen wurde von der Bayerischen Politischen Polizei fьr Abhebungen gesperrt. [15] Die "unfreundliche Maяnahme" wurde verfьgt, wie Winter vermutete, "weil unser Verlag durch die Herausgabe antinationalsozialistischer Schriften (...) Ihr Miяfallen erregt hat. Uns selbst ist die Mitteilung von Ihrer Seite, daя diese erwдhnten Schriften in Deutschland verboten worden seien, niemals zugekommen." (ebda., 245 f.) Winter nahm die Gelegenheit Ende 1933 wahr, um die Bayerische Politische Polizei ьber seinen Verlag aufzuklдren:
Wir sind ein kleiner Verlag, der ein geistiges Ziel vor allem hat, keine eigentlich kaufmдnnische Orientierung - wie dies ja auch am Anfange Ihrer Bewegung vielfach so gewesen ist. Nur mit dem Unterschiede, daя unser Idealismus der цsterreichischen Idee gilt. Wir sind daher politische Gegner. (Ebenda, 247)
Diese und weitere Schriften, die noch zu erwдhnen sind, standen sehr wohl in jenem "Verzeichnis der seit 1933 im Deutschen Reich verbotenen Bьcher цsterreichischer Verlage", das im Frьhjahr 1937 zwecks zwischenstaatlicher Verhandlungen ьber die Aufhebung von Bьcherverboten den цsterreichischen Behцrden ьbergeben wurde. Die de facto verbotenen Wiener Politischen Blдtter finden sich, weil Zeitschrift, nicht im Verzeichnis.
Es muя jedoch eine Kuriositдt im Zusammenhang mit der Fischer-Murner-Kontroverse nachgetragen werden: Das soeben erwдhnte Verzeichnis aus dem Jahre 1937 verbietet "sдmtliche Schriften" von Zyrill Fischer, der mit Thomas Murner fьr identisch erklдrt wird, und zugleich "sдmtliche Schriften" von Thomas Murner, der mit Zyrill Fischer als identisch gesehen wird. [16]
Als Vertreter einer "konservativen Front" gegen den Nationalsozialismus hatte Thomas Murner 1933 im Gsur-Verlag die Schrift Das Tagebuch der nationalen Revolution erscheinen lassen, die laut Vorwort vom 31. Juli 1933 "um nichts mehr anti-nationalsozialistisch als die Reden der Fьhrer des Nationalsozialismus und ihre Aktionen" sei.
Nach der Wiederaufnahme seiner Verlagstдtigkeit 1935 kьndigte Winter im September[17] eine Reihe von Neuerscheinungen an und leitete hiemit eine neue Phase ein mit Bьchern, die von anderen Verlagen groяteils kaum angenommen worden wдren. Einige Wochen spдter legte Winter die Verlagslinie klar fest:
Im Sinne der bisherigen Orientierung unserer literarischen Produktion werden wir literarische, politische und wissenschaftliche Publikationen aus drei verschiedenen Gebieten verцffentlichen. Die Reihe A unserer Publikationen wird die soziale Linie fortsetzen, die das Buch "Arbeiterschaft und Staat" und die Zeitschriften der "÷sterreichischen Arbeiter-Aktion" begonnen haben. Die Reihe B unserer Publikationen wird die цsterreichische Linie fortsetzen, die in der Reihe "÷sterreichische Religion und Kultur" in bisher vier Publikationen, sowie in dem Werk ьber Rudolph IV. vorliegt. Die Reihe C unserer Publikationen wird die antinationalsozialistische Linie fortsetzen, die in den Schriften von Thomas Murner grundgelegt wurde. Viele unserer Leser werden sich fьr alle drei Reihen interessieren, viele nur fьr diese oder jene Reihe. Wir bitten sie alle, uns dieses Interesse bald bekanntzugeben, weil wir nur auf dieser Grundlage vorausblickend arbeiten kцnnen. [18]
Es folgten nun nach einer Aufstellung des seinerzeitigen Verlagslektors Heinz innerhalb von 15 Monaten - also bis Ende Oktober 1936 - acht Verlagswerke, darunter Romane, Lyrik und Bьhnenstьcke, die alle konsequent und kompromiяlos in der bisher verfolgten Anti-NS-Linie lagen. [19] Es handelt sich um folgende Werke:
Walter Mehring, Mьller. Chronik einer deutschen Sippe. Roman.
(1935) Hermynia Zur Mьhlen, Unsere Tцchter die Nazinen. (1935)
Andreas Hemberger, Barabbas. Erzдhlung aus der Zeit Christi. (1936) Peter Drucker, Die Judenfrage in Deutschland. (1936)
Walter Berger, Was ist Rasse? Versuch einer Abgrenzung ihrer Wirksamkeit im seelischen Bereich. Mit Berьcksichtigung des jьdischen Rassenproblems. Hrsg. von der Philipp-Spitta-Gedдchtnis-Gesellschaft. (1936)
Albert Ganzert (Pseudonym), Die Grenze. Ein Schicksal aus 600.000. (Bьhnenstьck, 1936)
Theodor Kramer, Mit der Ziehharmonika. (1936)
Ernst Karl Winter, Rudolph IV. Zweiter Band. (1936)
Zum Zeitpunkt der erzwungenen Einstellung der Verlagstдtigkeit im Herbst 1936 soll der komplette Umbruch zweier Romane vorgelegen haben, und zwar:
Ernst Glдser, Der letzte Zivilist. [20]
Walter Zwehl,† ДMagd am HakenkreuzУ
Ernst Karl Winters Feststellung im Oktober 1935, der Verlag wьrde auch eine "anti-nationalsozialistische Linie" verfolgen, lag einem heimlichen Beobachter besonders schwer im Magen, dem Deutschen Gesandten in Wien, Franz von Papen. Und erinnert man sich an den "Geist" des Juli-Abkommens, das wenige Monate danach unterzeichnet wurde, also an die "Normalisierung" der freundschaftlichen Beziehungen muяte so etwas "anachronistisch" anmuten. So galt der Unmut von Papens den ersten zwei Buchverцffentlichungen im Herbst 1935, also Walter Mehrings Satire Mьller und Hermynia Zur Mьhlens Roman Unsere Tцchter die Nazinen. Und gerade ьber das Schicksal dieser beiden Bьcher herrschen noch irrige Auffassungen vor, dahingehend, daя beide, und zwar auf Veranlassung von Papens, von der цsterreichischen Behцrde mit einem Verbot belegt worden wдren. Dem ist nicht so, wie eine Untersuchung ьber Walter Mehrings Aufenthalt in ÷sterreich 1934-38 aufgezeigt hat. [21] Hier kurz zum Hintergrund dieser beiden Fдlle: In einer Verbalnote (A 3054) der Deutschen Gesandtschaft in Wien vom 14. Dezember 1935 legte von Papen beim Bundeskanzleramt - Auswдrtige Angelegenheiten - Protest ein. Der Text der Verbalnote verrдt ziemlich genaue Kenntnisse des Gsur-Verlags und von dessen Inhaber. №ber den satirischen Roman des aus Deutschland ausgebьrgerten, nun staatenlosen Walter Mehring verliert von Papen folgende Worte:
(...) In seiner antinationalsozialistischen Tendenz und in der offenbaren, besonderen Absicht, die Bedeutung von Blut und Boden im Vцlkerleben lдcherlich zu machen, hat der Verfasser mit seinem Roman "Mьller, Chronik einer deutschen Sippe" ein Machwerk geliefert, das das Deutschtum mit dem zu groяen Teil als gerade zu pornographisch zu bezeichnenden Inhalt in empцrendster Weise herabwьrdigt und verletzt. [22]
Darauf folgte die sanfte, in diplomatischer Watte verpackte Aufforderung, das Buch ehestens beschlagnahmen zu lassen:
Die Deutsche Gesandtschaft wьrde mit besonderem Dank anerkennen, wenn das Bundeskanzleramt - Auswдrtige Angelegenheiten - das genannte Buch prьfen und die sich darauf fьr die Wahrung der Sittlichkeit und das damit verbundene gesamtdeutsche Interesse ergebenden Folgerungen ziehen wьrde. (Ebda.)
Der Aufforderung kam man цsterreichischerseits nicht nach. Dies im Gegensatz zu mehreren Behauptungen nach dem Zweiten Weltkrieg, u.a. beim Hochverratsprozeя gegen den Staatssekretдr fьr Auswдrtige Angelegenheiten, Guido Schmidt, im Jahre 1947. So schrieb der ehemalige Verlagslektor Karl Hans Heinz in sehr temperamentvoller Weise im Mдrz 1946 wohl in Reaktion auf die tдgliche Zunahme von denjenigen, die in den 30er Jahren als "Widerstandskдmpfer" gegen den Nationalsozialismus tдtig gewesen sein wollten:
Und was taten jene ÷sterreicher, die heute behaupten, sie hдtten in jenen Jahren allein die Last des Kampfes gegen die Nazi getragen? Haben sie fьr eine mцglichst groяe Verbreitung der oben angefьhrten Bьcher gesorgt? Haben sieden Verlag unterstьtzt und gefцrdert?
Es geschah etwas, das ganz unglaublich klingt und das man heute gern nicht wahrhaben mцchte:
Die Auflagen der Werke von Hermynia Zur Mьhlen und von Walter Mehring, also fein-geschliffene Waffen fьr den Kampf gegen Hitler, wurden von der Wiener Polizei beschlagnahmt und gegen die Verlagsleitung die Untersuchung wegen Hochverrates eingeleitet. [23]
Anders verhielt es sich im Fall des zweiten genannten Werkes. Am Tage nach der ersten Verbalnote der Deutschen Gesandtschaft in Wien traf eine zweite solche diplomatische Note beim Bundeskanzleramt - Auswдrtige Angelegenheiten - ein. Diesmal ging es um ein neulich erschienenes Buch, "das auяer dem die nationalsozialistische Bewegung im Reich verleumdenden und verunglimpfenden Gesamtinhalt in zahlreichen Stellen schwere persцnliche Beleidigungen des Fьhrers und Reichskanzlers Adolf Hitler, von Mitgliedern der Reichsregierung und auch herabsetzende Bemerkungen ьber den deutschen Gesandten von Papen enthдlt." [24] Gegenstand des Protests war "das als Roman bezeichnete Buch" Unsere Tцchter, die Nazinen von Hermynia Zur Mьhlen (1883-1951). Ein Beamter der Deutschen Gesandtschaft konnte auch eine Reihe "unmittelbarer Beleidigungen" samt Seitenzahl und Textstelle als Beweis anfьhren. Da heiяt es weiter:
Indem die Deutsche Gesandtschaft mit dem allgemeinen Einspruch gegen den Inhalt des in Frage stehenden Buches im besonderen gegen diese schweren Beleidigungen des Staatsoberhauptes des Deutschen Reiches sowie der Mitglieder der Reichsregierung schдrfste Verwahrung einlegt, richtet sie an das Bundeskanzleramt - Auswдrtige Angelegenheiten - das dringende Ersuchen, gegen die Verfasserin des Romans, falls sie sich in ÷sterreich befindet, und gegen die fьr die Herausgabe des Buches verantwortliche Person entsprechende Strafmaяnahmen sowie die Beschlagnahme bzw. ein Vertriebsverbot fьr den Roman "Unsere Tцchter, die Nazinen" veranlassen zu wollen.
Wien, den 15. Dezember 1935.
Die provokant feindselige Einstellung des Werkes gegen den Nationalsozialismus und gegen das Gesetz betreffend die Beleidigung auslдndischer Staatsoberhдupter hдtte - im Interesse gutnachbarlicher Beziehungen - zwar Anlaя geboten, gegen den Roman vorzugehen, aber die Abteilung 13 im Bundeskanzleramt war nicht geneigt - und schon gar nicht auf Geheiя es ungeliebten Franz von Papen - den in diplomatischem Drohton gehaltenen Wьnschen zu entsprechen. Nur: man fand einen kuriosen Ausweg, da man nun auf dieses Werk aufmerksam gemacht worden war. Denn nach nдherem Studium des Romans wurde festgestellt, der Roman zeige "eine ausgesprochen marxistische, ja kommunistische Tendenz (S. 112, 127, usw.), vermischt mit Bemerkungen, die eine frei-denkende, religionsfeindliche Einstellung bekunden. (...) Es scheint fast, daя neben oder unter der Maske der Feindschaft gegen den Nationalsozialismus eine deutliche sozialrevolutionдre Propaganda getrieben werden soll!" (ebda.) Das war natьrlich etwas anderes. Abteilung 13 des BKA trat daher energisch dafьr ein, das Buch sofort zu beschlagnahmen und aus dem Verkehr zu ziehen. Besonderer Grund neben den unterstellten Beleidigungen war die "darin fast unverhьllt aufscheinende marxistisch-kommunistische Propaganda" (ebda.). Das Verbot wurde offiziell in der Liste 2 vom 13. Februar 1936 kundgemacht[25]; es erfolgte, weil das Werk eine unerlaubte Fцrderung der Kommunistischen Partei darstellte und nicht - was deutschen Wьnschen mehr entsprochen hдtte - wegen der strafbaren Beleidigungen auslдndischer Staatsoberhдupter.
Unter den eigentьmlichen Aspekten der NS-Literaturpolitik nach dem Mдrz 1938, in diesem Fall der Selbstrechtfertigung, scheint die Abrechnung mit Papp-Kameraden beliebt gewesen zu sein. Anders ist die wьtende Reaktion der Essener Nationalzeitung, nicht zu verstehen, die nach langjдhrigem Verbot widerwillig zur Verbreitung in ÷sterreich zugelassen wurde, um nicht den Vцlkischen Beobachter zulassen zu mьssen, und die sich am 22. April 1938 dem Gsur-Verlag widmete:
Mit der Vereinigung und Schaffung Groяdeutschlands ist diesem Spuk zwar fьr alle Zukunft ein Ende bereitet worden, aber die Erinnerungen an die eine schlimmste und schmдhlichste Zeit im цsterreichischen und speziell Wiener Verlagsleben mцge trotzdem bleiben. [26]
Das an anderer Stelle dieser Arbeit ausfьhrlich behandelte "reichsdeutsche Buchdumping" scheint fьr die Ausformulierung einer spezifisch цsterreichischen Kulturpolitik im Jahre 1935 auяerordentlich fцrderlich gewesen zu sein.
In diesem Exkurs soll daher auch u.a. der Beitrag Ernst Karl Winters zu diesem Komplex gewьrdigt werden. Auf einen Nenner gebracht, handelte es sich um "geistige Landesverteidigung", doch waren die Vorstellungen nicht selten sehr weltfremd und unterschiedlich. Im Mittelpunkt einer breitgefдcherten Diskussion, die von der Wochenschrift Sturm ьber ÷sterreich ihren Ausgang nahm, standen neben Apodiktischem wie "Wir brauchen einen цsterreichischen Verlag" (bzw.: "Warum gibt es keinen цsterreichischen Verlag?") und "Fцrdert цsterreichisches Schrifttum" auch Fragen zum Thema "Autarker Bьchermarkt" und "Das цsterreichische Buch". Diese Diskussion wurde auяer im Sturm ьber ÷sterreich u.a. in der Wochenschrift Der christliche Stдndestaat, der Zeitschrift Volkswohl, der "Kulturpolitischen Monatsschrift der Ostmдrkischen Sturmscharen" Treue sowie in den Wiener Politischen Blдttern gefьhrt.
Schon im Mдrz 1935, also "in Zeiten groяen geistigen Umbaues", hatte Bundeskulturrat Guido Zernatto erklдrt, daя der neue Staat eine planmдяige Fцrderung hochwertigen heimischen Schrifttums in Angriff nehmen mьяte. [27] Er bleibt dem Leser allerdings die Erklдrung schuldig, was als "heimisch" und was als "hochwertig" zu gelten habe. Dabei mьяte man - so Zernatto - in Kauf nehmen, in die Rechte der Privatwirtschaft einzugreifen. "Der Staat wird nach der positiven und nach der negativen Seite hin in viel grцяerem Maяe als bisher die Herstellung und Verbreitung bestimmter Bьcher zu fцrdern, das Verbot bestimmter Bьcher und Druckschriften durchzufьhren haben." (ebda.) Diese Forderungen blieben weithin wenig konkret und wurden auf der positiven Seite auch nicht realisiert. In der Diskussion war man darьber nicht einig, ob sich der neue christlich-deutsche Staat nun Europa und der Welt цffnen oder sich abkapseln sollte.
Unter der №berschrift "Warum gibt es keinen цsterreichischen Verlag?" beschwerte sich der Sturm ьber ÷sterreich am 28. Juli1935, daя es "nдmlich leider fast keinen цsterreichischen Verlag" gдbe - "sondern nur Verlage in ÷sterreich, die nicht bereit sind, auf die Kundschaft in Deutschland zu verzichten." (3. Jg., Folge 15, 5). Ob mangelnde Bereitschaft maяgebend war, darf stark bezweifelt werden. Diese und дhnliche Argumente scheinen davon auszugehen, daя Verlage nicht auch Wirtschaftsunternehmen sind. Als Lцsung dieses Problems wird die Schaffung eines groяen цsterreichischen Verlags gefordert:
Dieser Zustand kann nicht lдnger ertragen werden. Wir brauchen einen цsterreichischen Verlag, der bewuяt auf die 60 Millionen des Reiches verzichtet und sich an die 20 Millionen (oder mehr) deutschsprachiger Leser wendet, die in weitem Halbbogen den Sьden des Reiches umzingeln. Dies sind Wien und ÷sterreich, Prag und Bцhmen, der Balkan, die Schweiz, Elsaя, Luxemburg und eventuell Holland. Wieso soll es nicht mцglich sein, eine Buchproduktion zu grьnden oder auszubauen, die dieses groяe europдische Geistesreservoir im wesentlichen das oberdeutsche Sprachbecken, mit reinem Wasser speist? Wieso ist es nicht mцglich, Wien in Verbindung mit den alten europдischen Kulturwegen nach Prag, Agram, Zьrich, Basel, Straяburg und Amsterdam zur Rolle Leipzigs vor der Bьcherverbrennung zu verhelfen?
Gewiя, es gibt einen Bundesverlag, aber er hat andere Aufgaben. Die Grundlage des Bьcherwesens muя, wie bei der Kunst, in der Privatinitiative liegen. Es geht aber nicht an, daя auf diesem Gebiete eine Willkьr und Lauheit einreiяt, die dem ÷sterreichertum schadet und die Stammeseigenschaften verkьmmern lдяt.
÷sterreich fдllt die Pflege des alten deutschen Geistes zu, des Erbes der Dichter und Denker, der Wissenschaft und Sittlichkeit, und kann sich nicht der Diktatur der Barbaren unterstellen. Im Verlagswesen muя der Grundsatz aufgestellt werden, daя das цsterreichische Gedankengut und eine vom "Mythos des 20. Jahrhunderts" unabhдngige Wissenschaft und Dichtkunst mindestens so wichtig sind wie der Schilling. Den Verlagen muя schlieяlich ins Gewissen geredet werden, daя das ÷sterreichertum auch positiv verteidigt werden muя. Und wenn es etwas europдisch Notwendiges gibt, so ist es eine alsbaldige Verlagsallianz der Nichthitlerlдnder deutscher Zunge. (...)
Diese Schelte in Richtung heimischer Verlage - auch der Zsolnay-Verlag wird an anderer Stelle als negatives Beispiel genannt[28] - lieя den Direktor des Tyrolia-Verlags, Josef Leeb, zur Feder greifen, um wenigstens sein Unternehmen in Schutz zu nehmen. Seiner Ansicht nach mьsse man "das eigene цsterreichische Volk wieder zu ÷sterreich zu bekehren" versuchen. [29]
Bei aller Hocheinschдtzung dieser innerцsterreichischen Mission mьssen wir doch bekennen, daя die цsterreichische Mission mit dieser Aufgabe nicht erschцpft ist. Unzдhlige Male haben die berufenen Fьhrer unseres Volkes in den letzten Jahren von der besonderen Gegenwartsaufgabe ÷sterreichs gesprochen, die fьr eine geistige Weltreise bestimmt ist, die uns ÷sterreichern so hervorragend eigene christlich-germanische Weltanschauung und Friedensauffassung zu allen Nachbarn zu tragen, sie mцgen sich im Osten, im Sьden, im Westen oder auch im Norden befinden. Wer цsterreichisch wirkt, der wirkt also nicht nur fьr ÷sterreich, er wirkt - es ist nicht zu viel gesagt - fьr die ganze Welt. (...) (ebda.)
Diese Zeilen erinnern stark an Robert Musils Satire der Parallelaktion und der цsterreichischen "Weltidee". Einer, der diese These der ÷ffnung ÷sterreichs vertritt, ist Ernst Karl Winter. Seiner Meinung nach war es auf die Dauer unmцglich, den politischen Kampf gegen Deutschland zu fьhren und gleichzeitig nicht die notwendigen Konsequenzen zu ziehen, nдmlich sich u.a. auf dem Gebiet des Verlagswesens und des Buchhandels eindeutig von Deutschland zu trennen. "Denn ÷sterreich kann auf die Dauer nicht politisch gegen Deutschland Stellung beziehen, wenn es kulturell von ihm abhдngig ist." Winters Schluяfolgerung:
Kein Staat kann aus einer geistigen Substanz leben, die ein anderer Staat verwaltet. Umgekehrt bedarf gerade der ÷sterreicher einer mehr als provinziellen Kultur, damit er befriedigt ist. Der ÷sterreicher, der von den Trдgern einer groяen Geschichte abstammt, braucht ein groяrдumiges geistiges Hinterland, um Befriedigung zu finden. Deutschland kann dieses geistige Hinterland nicht sein; es war es schon vor dem Nationalsozialismus nicht; es wьrde es auch nach ihm niemals sein. Die Nachfolgestaaten selbst tragen in sich nicht die Kraft zur Einheit, nicht zur цkonomischen und politischen, am allerwenigsten zur kulturellen Einheit. Es gibt daher nur ein einziges geistiges Hinterland, an das ÷sterreich den Anschluя suchen kann; Europa. ÷sterreich muя mehr, als in den letzten fьnfzig Jahren ьblich war, in England, Frankreich und Italien, soweit letzteres ebenfalls In der abendlдndischen, westeuropдischen Einheit steht, seinen geistigen Orientierungspunkt suchen.
Neben dieser europдischen Kulturgemeinschaft gibt es fьr ÷sterreich aber noch eine ganz besondere Aufgabe: die Rekonstruktion eines deutschen geistigen Raumes, der auяerhalb Deutschlands liegt. Deutschland, seit es dem Primate Preuяens verfallen ist, war immer schon der schlechteste Vertreter deutschen Denkens. Nunmehr ist das Denken Deutschlands in Klischees erstarrt, die der ьbrigen Welt fremd sind. Auяerhalb Deutschlands aber existiert noch immer ein europдischer deutscher Raum, der unorganisiert, sich selbst ьberlassen und fьhrerlos ist. Diesen Raum geistig zu organisieren, dem Leipziger nationalsozialistischen Buch das deutsche Buch цsterreichischer Prдgung entgegenzustellen, ist eine цsterreichische Aufgabe.
Es gibt drei geistige Knotenpunkte des deutschen Kampfes gegen Deutschland: die Schweiz, das Sudetendeutschtum und ÷sterreich. Es mьяte mцglich sein, Zьrich, Prag und Wien in eine geistige Front zu bringen, die das Leipziger Buch in den deutschen Sprachgebieten auяerhalb Deutschlands aus dem Felde schlдgt. [30]
Obwohl als Verleger nur Winter in der Praxis konsequent blieb bzw. bleiben muяte, indem er sich vom reichsdeutschen Buchmarkt eindeutig trennte, argumentierte Der christliche Stдndestaat дhnlich:
Die Schaffung eines konsequenten цsterreichischen, vom reichsdeutschen Absatzgebiet unabhдngigen, aber dafьr in alle Gebiete des Auslandsdeutschtums intensiv wirkenden Verlages, der eine wirklich europдische Weite anstrebt, wдre wohl die wichtigste Vorbedingung fьr die Erfьllung der uns gestellten, groяen deutschen und europдischen Aufgabe. [31]
Und weiters heiяt es;
Ein solcher Verlag brauchte durchaus noch nicht gleichbedeutend zu sein mit einem "antinationalistischen Kampfverlag", wie wir ja ьberhaupt allmдhlich begreifen mьssen, daя der aufgezwungene Abwehrkampf gegen den Nationalsozialismus in seiner providentiellen Bedeutung nur der Anlaя war, - der Anlaя zu einer tieferen Wesensbesinnung ьber Staat, Volk, Nation, Deutschtum, Reich und Abendland, die zu einer ganz neuen, ganz eigenen Konzeption fьhren muя, die aber im Grunde genommen nur die alte ist, in der einmal der Ruhm des deutschen Namens bestand. (...)
Die fortlaufende Diskussion im Sturm ьber ÷sterreich, die durch die Anregung eines zentralen цsterreichischen Verlags ausgelцst wurde, zeigt neben pragmatisch-verbaler Offenheit gegenьber "Europa ohne Deutschland" auch den Versuch, Hort eines besseren, des "wahren Deutschtums" zu werden bzw. zu sein. Stдndestaat-Ideologie wird sorgsam gepflegt, und der Sprung zum Provinzialismus ist nicht weit. So liest man im Sturm ьber ÷sterreich vom 25. August 1935 folgendes:
(...) Wenn wir der Meinung sind, daя ÷sterreichs Kampf mit der bloяen negativen Sicherung der дuяeren, staatlichen Selbstдndigkeit noch nicht beendet ist, sondern daя diese Selbstдndigkeit nur die unerlдяliche Voraussetzung fьr die Erfьllung einer Welt darьber hinausreichenden deutschen, europдischen und christlichen Mission ist, - wenn wir andererseits der №berzeugung sind, daя das, was heute in Deutschland geschieht, weit ьber die Grenzen einer nur staatlichen, politischen Umwдlzung hinausgeht und einen Abfall vom wahren Deutschtum, eine Abwendung von Europa, einen Abfall vom Christenglauben bedeutet -, dann mьssen wir mit vollem Herzen ÷sterreichs Verpflichtung bejahen, nach Abwehr des Feindes nunmehr zur zweiten Phase eines Kampfes zu schreiten und das, was es politisch erkдmpft hat, kulturell auszuwerten. Das heiяt, es muя den im heutigen Deutschland verdrдngten wahren Werten deutscher Kultur eine Heimstatt bieten und vor der Welt diese deutsche Kultur im Bewuяtsein seiner einzigartigen Legitimation derart vertreten, wie es zum Beispiel in so einzigartig schцner Weise in Salzburg geschieht.(...) [32]
Und weiters heiяt es:
÷sterreichischer Verlag heiяt also weniger цsterreichische Selbstdarstellung - etwa in Volksart und Brauchtum - denn diese Aufgabe wird ja durch die bestehenden, bewдhrten Verlage in glдnzender Form geleistet, sondern №bernahme, reprдsentative Darbietung abendlдndischen, weltaufgeschlossenen deutschen Gedankengutes einerseits und die Nutzbarmachung des Kulturgutes und des Schaffens anderer Vцlker fьr den deutschen Sprachkreis. Also: Anschluя an das Abendland statt Anschluя an das Dritte Reich. (...)
Zur Schaffung jenes "groяen цsterreichischen Verlags" kam es freilich nicht. Die Vorstellungen waren doch zu unrealistisch. Statt dessen verstдrkte man die Werbung fьr das цsterreichische Buch, d.h. nicht unbedingt fьr diejenigen Werke, die ÷sterreichs "Kultursendung" oder "Mission" dienlich gewesen sein mцgen, sondern fьr Werke цsterreichischer Verlage. Zu Weihnachten 1935 gab es in ganz ÷sterreich Buchausstellungen, und auch im Ausland (Schweiz, Schweden, Italien) wurden Ausstellungen цsterreichischer Bьcher veranstaltet.
So aufschluяreich die hier angerissene Diskussion 1935 ьber den "цsterreichischen Verlag" fьr das kulturpolitische Gedankengut dieser Zeit sein mag, so sehr blieb sie letzten Endes praxisfern in einer Branche, in der der patriotische Appell "Kauft цsterreichische Waren" wenig Zugkraft hatte und in der Firmen zwar geistige Werte vermittelten, sich aber nicht von den Marktverhдltnissen abkoppeln konnten.
[1] Quellenhinweise: Handelsgericht Wien, Registerakt A 73, 142 (WrStLa); Akt Gremium/Gsur; ERNST KARL WINTER. ÷sterreichs Rufer und Warner. Dokumentation von KARL HANS HEINZ. Masch. Wien 1980 (liegt im Dokumentationsarchiv des цsterreichischen Widerstands, Wien); H.K., Unverцffentlichtes aus 1934 bis 1938. In: Volksstimme, 16.3.1946, S. 2.
[2] HEINZ (zit. Anm. 1), S. 157.
[3] Schreiben im Registerakt A 73, 142.
[4] Die Reinhold Buch- und Kunstverlag Ges.m.b.H., die u.a. die Berichte zur Kultur- und Zeitgeschichte sowie kleine historische Monographien herausgab, wird in dieser Arbeit nicht nдher berьcksichtigt, da es sich nicht um einen belletristischen Verlag handelt. Wohl aber hat der Reinhold-Verlag gelegentlich belletristische Werke herausgegeben. Der handelsgerichtlich protokollierte Verlag (Reg. C 20, 76) wurde im Mai 1924 von den Gesellschaftern Rosa Reinhold, Lotte Reinhold und dem verantwortlichen Geschдftsfьhrer und Konzessionsinhaber Nikolaus Hovorka (* 1901 in Teslic, Bosnien) gegrьndet. Die Konzession zum Betrieb des Buch-, Kunst- und Musikalienhandels und -verlages im Standort IX., Lцblichgasse 3 wurde vom Wiener Magistrat am 14. November 1924 gegen den Willen der Korporation ("kein Lokalbedarf vorhanden") verliehen. Im Jahre 1937 wurde der Standort nach I., Dr. Ignaz-Seipel-Ring 1 verlegt und der Geschдftsfьhrer des Deutschen Verlages fьr Jugend und Volk, Walter Wiedling, zum neuen Geschдftsfьhrer bestellt. Der Verlag wurde nach beendigter Liquidation im Jahre 1942 aus dem Handelsregister gelцscht. Hier erschienen etwa WINTERS Arbeiterschaft und Staat und der Roman Im Schatten von San Pietro von B.O. LUDWIG.
[5] KARL HANS HEINZ, Ernst Karl Winter. ÷sterreichs Rufer und Warner, (Zit. Anm. 1), S. 156 f.
[6] Die Begrьndung lautete wie folgt: "Die №berprьfung der letzten Folgen der Zeitschrift ,Wiener Politische Blдtter' hat ergeben, daя der Inhalt derselben sozialistische Ideen vertritt und der Propaganda der marxistischen ,Volksfront' dient. Der Inhalt der Zeitschrift ist in hohem Masse geeignet, in der ÷ffentlichkeit und insbesonders in Arbeiterkreisen in politischer Hinsicht Verwirrung hervorzurufen. Die weitere Herausgabe der Zeitschrift ist daher eine Gefahr fьr die цffentliche Ruhe und Ordnung." (31.10.1936) Zitiert nach: Widerstand und Verfolgung in Wien. 1934-1945. Eine Dokumentation. Band I. Hg.: Dokumentationsarchiv des цsterreichischen Widerstandes. Wien 1975, S. 572.
[7] Wiener Politische Blдtter, 3. Jg., Nr. 5, Wien, 13. Oktober 1935, S. 225-228; bes. S. 227.
[8] Ebenda, 1. Jg., Nr. 4, 3. Dezember 1933, S. 242.
[9] Ebenda, I. Jg., Nr. 4, 3. Dezember 1933, S. 238.
[10] Ebenda, S. 241. Als bekannt wurde, daя Winter im April 1934 zum Wiener Vizebьrgermeister ernannt wurde, zeigte sich die Standesvertretung der цsterreichischen Buchhдndler sehr glьcklich darьber: "(...) Mit ihm gelangt ein Kollege, der als Sozialpolitiker einen hervorragenden Ruf genieяt und viele sehr wertvolle Schriften verцffentlicht hat, in die Wiener Stadtregierung. Wir begrьяen Herrn Vizebьrgermeister Dr. Winter in seinem hohen Amte herzlichst und freuen uns, einen der Unseren an solcher Stelle zu sehen." (Anzeiger, 75. Jg., Nr. 10, 14.4.1934.)
[11] Wiener Politische Blдtter, I. Jg., Nr. 4, 3. Dezember 1933, S. 242.
[12] Ebenda, S. 242.
[13] Ebenda, S. 242.
[14] Vorwьrfe des Plagiats wurden allenthalben ausgesprochen. Hinter diesen Angriffen stand - wie Winter vermutete - eben P. Zyrill Fischer. Winter leitete eine Ehrenbeleidigungsklage gegen den Verantwortlichen einer Mittelschьlerzeitung ein, die die Vorwьrfe in einer Besprechung erhob. Fischer wiederum drohte mit einer Gegenklage wegen Plagiats. Winter leitete in seiner Eigenschaft als Verlagsinhaber erneut eine Ehrenbeleidigungsklage gegen Fischer ein, dann klagte Fischer im Juni 1933 den Verlag Gsur u. Co. vor dem Handelsgericht auf Unterlassung und Schadenersatz nach dem Urheberrechtsgesetz. Vom Ausgang der nur sehr schleppend vor sich gehenden Prozesse ist nicht berichtet worden.
[15] Naheres dazu findet sich in Winters "Brief an die Bayerische Politische Polizei" in: Wiener Politische Blдtter, I. Jg., Nr. 4, 3. Dezember 1933, S. 244-247.
[16] Quelle: ÷Sta, AVA, BMU, Zl. 13.387-I-1/37.
[17] Siehe WZ, 23.9.1935, S. 7.
[18] Wiener Politische Blдtter, 3. Jg., Nr. 5, 13. Oktober 1935, S. 226 f.
[19] HEINZ (zit. Anm. 1), S. 157.
[20] Das Buch ist 1935 im Pariser Europдischer Merkur Verlag erschienen (407 S.) und war Glдsers erstes Buch in der Emigration.
[21] MURRAY G. HALL, Biographie als Legende. In: WALTER MEHRING, (Text + Kritik. Zeitschrift fьr Literatur, Heft 78, April 1983, S. 20-35.
[22] ÷Sta, Haus-, Hof- und Staatsarchiv (HHSta), Neues Politisches Archiv (N.P.A.), Karton 119, BKA 35.496/13-1936.
[23] H.K. [= Karl Hans Heinz], (zit. Anm. 1), S. 2.
[24] ÷Sta, HHSta, N.P.A. Karton 118, BKA 40.748/13-1936.
[25] Siehe auch Anzeiger, 77. Jg. Nr. 5, 22.2.1936, S. 26.
[26] Zitiert nach HEINZ, (zit. Anm. 1), S. 158.
[27] Guido ZERNATTO, Kultur und Staat. Tatsachen und Probleme. In: Volkswohl (Wien), Nr. 6, Mдrz 1935, S. 153-157; S. 155.
[28] Siehe JOSEF O. LƒMMEL, zum Kapitel "÷sterreichischer Verlag". In: Sturm ьber ÷sterreich, 3. Jg., Folge 18, 18.8.1935, S. 5.
[29] JOSEF LEEB, ÷sterreichisches Verlagswesen. In: Sturm ьber ÷sterreich, 3. Jg., Folge 16, 4.8.1935, S. 3. Siehe auch denselben Aufsatz in: Die Zeit im Buch. Zeitschrift fьr Freunde des guten Buches (Wien), 2. Jg., Juli/August 1935, Heft 9/10, S. 129-133.
[30] ERNST KARL WINTER, Das цsterreichische Buch. In: Wiener Politische Blдtter, 3. Jg., Nr. 5, 13.10.1935, S. 225-228; bes. S. 225.
[31] N.D. Warum gibt es keinen цsterreichischen Verlag? In: Der christliche Stдndestaat, 2. Jg., Nr. 33, 18.8.1935, S. 796. Siehe auch ebenda: Probleme des deutschen Verlagswesens auяerhalb der Reichsgrenzen, 9.2.1936, S. 144-145 und Autarker Bьchermarkt?, 2. Jg., Nr. 51, 22.12.1935, S. 1233-1234.
[32] Wir brauchen einen цsterreichischen Verlag. In: Sturm ьber ÷sterreich, 3. Jg., Folge 19, 25.8.1935, S. 2. Zu dieser Problematik wird auf folgende Artikel hingewiesen: Dr. HANS KNESS, Das цsterreichische Buch. In: Monatsschrift fьr Kultur und Politik (Wien), 2. Jg., 1937, 2. Teil, S. 889-894; Bьcherdienst. In: Treue. Kulturpolitische Monatsschrift der Ostmдrkischen Sturmscharen. Innere Stadt. 2. Jg., Folge 1, Dezember 1935, S. 7 f. und ebda., Folge 2, Jдnner 1936, S. 6; Um ÷sterreichs Kultursendung. In: Sturm ьber ÷sterreich, 3. Jg., 16.6.1935, S. 24 und ebda.: Noch einmal: Der цsterreichische Verlag, Jg. 3, Folge 20, 1.9.1935, S. 3;Wirbrauchen einen цsterreichischen Verlag, 3. Jg. , Folge 16, 4.8.1935, S. 3. Dazu neuestens: K.H. Heinz, E.K. Winter. Ein Katholik zwischen ÷sterreichs Fronten 1933-1938, Wien 1984. (Dokumente zu Alltag, Politik und Zeitgeschichte, hg. von Franz Richard Reiter, Bd. 4)
Auszьge ††aus†
http://www.kfunigraz.ac.at/sozwww/agsoe/publ/nlfiles/nl17.pdf
ARCHIV F№R DIE GESCHICHTE
DER SOZIOLOGIE IN ÷STERREICH
Inhalt
Rockefeller Fellows
1924-1964 3
Reinhard Mьller: Fьr
÷sterreich! Ernst Karl Winters
Verlag Gsur & Co., Wien,
1930-1939 11
Siegfried Mattl: Anmerkungen
zur цsterreichischen Wissenschaftsgeschichtsschreibung.
Eine erweiterte Rezension 26
Bericht ьber die Tagung
ДLogical Empiricism in
North AmericaУ 24
Notiz: Nachlaя Jakobus
Wцssner 25
Notiz: Bewilligte
Forschungsprojekte 1998 40
Rezensionen 29
Graz, im Juni 1998
Д...Wie
schon festgestellt, gab es im Bestehen des†
Verlags ДGsur & Co.У zwei Produktionsphasen.† Gemeinsam ist den beiden Perioden die
Publikation† wissenschaftlicher Arbeiten.
Dennoch lдяt† sich bei der
Verlagsproduktion eine deutliche†
Akzentverschiebung feststellen. Wдhrend in der† ersten Phase, also in den Jahren 1930 bis 1933,† цsterreichisch-patriotische,
anti-nationalsozialistische† Werke aus
dem Bereich der katholisch-konservativen†
(kultur-) politischen Propaganda ьberwiegen,† rьcken in der zweiten Phase, also in den† Jahren 1935 und 1936, dichterische Arbeiten
in† den Mittelpunkt des
Verlagsprogramms....††††† Д...Neben
dieser theologisch-wissenschaftlichen†
Schiene wurde noch an einer anderen Front der† Kulturkampf gefьhrt: auf der betont anti-deutschen† und pro-цsterreichischen Ebene. Hierher† gehцren die Werke des Franziskanerpaters,
Pдdagogen† und Schriftstellers Zyrill
Fischer (d.i.Johann Fischer, in der Emigration seit†† 1938 unter dem Namen Frank Shields tдtig; *Schwarzenberg† / Oberцsterreich 1892, ЖSanta Barbara,
California† 1945). Er war seit 1924 in
der katholischen Schulund†
Erziehungsorganisation in Wien tдtig. Von† ihm erschienen im Verlag ДGsur & Co.У 1932 Die† Hakenkreuzler und als Auszug daraus Die
Nazisozi.† Von diesen zwei Kampf-
und Aufklдrungsschriften† gegen den
Nationalsozialismus seien in†
einem halben Jahr bei 15.000 Stьck vertrieben† worden. Doch
diese Schriften waren nicht nur† ein
verlegerischer Erfolg, der fast ausschlieяlich†
auf dem Verkauf in ÷sterreich beruhte, sondern† auch einer der frьhesten Versuche, von katholischer† Seite gezielt den Nationalsozialismus
anzugreifen.† In dieselbe Richtung
zielen auch die Arbeiten† von einem gewissen
Thomas Murner: 1932† Der Nazispiegel,
ein in ьber hundert Schlagworte†
unterteiltes Buch gegen den Nationalsozialismus† als Partei wie als Weltanschauung, und
1933† Das Tagebuch der nationalen
Revolution, eine chronologische†
Darstellung der Reden der Fьhrer des†
Nationalsozialismus und ihrer Aktionen vom 1.Jдnner bis 31. Juli
1933.†† Das erstgenannte Buch †Vgl.
[anonym]: Unsere Schriften gegen den Nationalsozialismus!† in: Thomas Murner [d.i. Alfred
Missong]:† Das Tagebuch der nationalen
Revolution. Wien: Gsur & Co. 1933, [Umschlagseite 3].† lцste gleich drei Prozesse wegen Plagiat und
Ehrenbeleidigung† aus, doch konnte auch
durch die† Prozesse der Autor dieser
Werke nicht eruiert† werden. Lange Zeit
und Ц wie im Katalog der†
÷sterreichischen Nationalbibliothek und in der† Verlagsgeschichte von Murray G. Hall Ц teilweise† noch bis heute vermutete man hinter dem
Pseudonym,† das an die kirchenkritische
Haltung des† elsдssischen
Volkspredigers, Humanisten und† Dichters
Thomas Murner (1475-1537) erinnern†
sollte, Zyrill Fischer. Tatsдchlich handelt es sich† bei dem Autor jedoch um den engen
Mitkдmpfer† und Freund Ernst Karl
Winters, Alfred Missong.† Schlieяlich
ist hier auch noch jene Schrift zu erwдhnen,†
die letztendlich zur Einstellung der Verlagsproduktion† fьhrte: Ernst Karl Winters am 1.† Oktober 1936 erschienenes und
beschlagnahmtes† Buch Monarchie und
Arbeiterschaft. Und selbst† die hier
angekьndigte, aber nicht erschienene†
Schrift ÷sterreichs neues Symbol von Konrad Josef† Heilig lдяt im Titel die programmatische
Zielrichtung† ÷sterreich deutlich
erkennen.8† Den dritten Bereich der Verlagsproduktion† nimmt die Kunst ein. Bereits in der ersten
Phase† wurden sechs Bildpostkarten Ц
durchwegs betont† katholische
Darstellungen Ц der цsterreichischen†
Malerin und Graphikerin Margret Bilger (*Graz† 1904, ЖSchдrding / Oberцsterreich 1971) verlegt.† Bilger, die 1928 den ÷sterreichischen
Staatspreis† erhalten hatte, wurde vor
allem als Erfinderin der† Holzriяtechnik
bekannt. Sie widmete sich in ihren† Arbeiten
vor allem religiцsen und sozialen Themen.†
In diesem Zusammenhang sei auch auf die†
Betonung der Bedeutung der Ikonographie in† Publikationen der Schriftenreihen ÷sterreich, Religion† und Kultur (1930-1933) und Wiener
soziologische† Studien (1933-1936)
hingewiesen. Bedeutender† und das
Verlagsprogramm der zweiten† Phase
kennzeichnend wurde die Verlegung deutscher†
und цsterreichischer Dichter. Typisch fьr† diese zweite Produktionsphase des Verlags war† dabei der Umstand, daя durchwegs jene
deutschen† und цsterreichischen Dichter
verlegt wurden,† die im Deutschen Reich
bereits verboten waren† oder die dort
keinerlei Verцffentlichungsmцglichkeit†
gehabt hдtten. Es begann 1935 mit dem†
den nationalsozialistischen Ahnenkult persiflierenden† Roman ДMьllerУ. Die Chronik einer
deutschen Sippe†† des deutschen
Dichters Walter Mehring (*Berlin 1896, ЖZьrich 1981).†† Wiederum
bemerkenswert ist, daя auch er jьdischer Herkunft† ist. Der darьber hinaus auch als linker† Chanson- und Kabarett-Texter in dadaistischer† und expressionistischer Tradition von den
Nationalsozialisten† verfolgte Autor
lebte seit 1933 in† Frankreich im Exil,
hielt sich zwischenzeitlich† aber immer
wieder in Wien auf. 1941 flьchtete er†
in die USA, bereiste seit 1952 wiederholt Europa† und lieя sich 1960 endgьltig in der Schweiz
nieder.† Neben Peter F. Drucker, Zyrill
Fischer und† Alfred Missong vertritt er
damit auch jene Generation,† die Ц wie
Ernst Karl Winter selbst Ц vom†
Faschismus aus ihrer Heimat vertrieben wurde.† Aber auch die anderen Dichter des Verlags ДGsur† & Co.У wurden spдter alle von den
Nationalsozialisten† ins Exil gezwungen;
teilweise wurden† auch ihre Bьcher
verbrannt. So folgte als nдchste†
Verцffentlichung des Verlags 1935 der Roman† Unsere Tцchter die Nazinen der цsterreichischen† Dichterin Hermynia Zur Mьhlen (geborene
von† Crenneville; *Wien 1883, ЖRadletts,
Hertfordshire† 1951). Seit 1919 lebte
sie in Deutschland,† flьchtete 1933 nach
Wien und 1938 ьber die† Tschechoslowakei
nach Groяbritannien. 1936† wurde das
Drama Die Grenze. Ein Schicksal aus†
600.000 des rumдnisch-deutschen Dichters Albert† Ganzert (d.i. Awrum Halbert; *Botoъani
1881,† ЖHamburg 1965) verlegt. Das in
Wien uraufgefьhrte† Zeitstьck in drei
Akten spielt am 1. April† 1933, im Jahr
1934 und Mitte 1935. Auch Ganzert† ist
jьdischer Herkunft, lebte bis 1933 als†
Chefredakteur und Journalist in Deutschland,† flьchtete in die Schweiz und kehrte 1960 in die† Bundesrepublik Deutschland zurьck. 1936
erschienen† noch als letzte
Verцffentlichungen des† Verlags Barabbas.
Erzдhlung aus der Zeit Christi† des
цsterreichischen Dichters und Historikers†
Andreas Hemberger (Ж1946) und der Gedichtband† Mit der Ziehharmonika des цsterreichischen† Dichters Theodor Kramer (*Niederhollabrunn
/† Niederцsterreich 1897, ЖWien 1958).
Der sozialkritische† Lyriker verlieя
erst nach langem Zцgern† 1939 ÷sterreich
und ging nach Groяbritannien ins† Exil.
1957 kehrte er nach ÷sterreich zurьck, wo†
9 Vgl. dazu auch das im April
1960 verfaяte neue Vorwort† von Walter
Mehring: Kleine Reminiszenz an die†
Schicksale dieses Buches, in Walter Mehring: Mьller.† Chronik einer deutschen Sippe. Roman.
Dьsseldorf:† claassen Verlag 1978 (=
Walter Mehring Werke. Herausgegeben† von
Christoph Buchwald.), S. 7f., und†
Murray G. Hall: Biographie als Legende, in: Text +† Kritik. Zeitschrift fьr Literatur (Mьnchen),
H. 78: Walter† Mehring (April 1983), S.
20-35.† er als bedeutender Dichter des Landes gefeiert† wurde.††
Beim Verbot des Verlags lagen zwei weitere† Romane bereits im Umbruch vollstдndig vor,† konnten dann aber nicht mehr hier
herausgebracht† werden. Zunдchst ist
dabei Der letzte Zivilist des†
deutschen Dichters Ernst Glaeser (*Butzbach /† Hessen 1902, ЖMainz 1963) zu nennen. Der Dramaturg,† Radioangestellte und Lektor flьchtete† 1933 in die Schweiz, kehrte aber 1939
nach† Deutschland zurьck, wo er mit
Beschrдnkungsauflagen† arbeiten konnte,
1943 aber ein Verbot† fьr jede
цffentliche Arbeit erhielt. Der Roman†
dieses wichtigen Reprдsentanten der Дinneren† EmigrationУ war ьbrigens zuvor im Verlag ДEuropдischer† MerkurУ 1935 in Paris erschienen. Der† andere, ebenfalls im Umbruch vorliegende
Roman,† Magd am Hakenkreuz von
Walter Zwehl,† konnte ebenfalls nicht
mehr erscheinen.† Drei Bereiche deckte
das Verlagsprogramm also† ab. Die
Wissenschaft war vor allem mit soziologischen†
und religionshistorischen Arbeiten vertreten.† Der katholisch-цsterreichische Kulturkampf† wurde mittels betont anti-deutschen und
gegen† den Nationalsozialismus
gerichteten Propagandaschriften†
gefьhrt. Und in eine дhnliche Richtung†
zielte auch die literarische Produktion des Verlags.† Weltanschaulich war der Verlag weniger
ein† Sprachrohr der Urheber der
Д÷sterreichischen† AktionУ als vielmehr
der Ausdruck des mehr oder† minder
einsam gefьhrten Kampfes des politisch†
wie religiцs heimatlos gemachten Propagandisten† Ernst Karl Winter. Inhalt und Ziel des
Verlags† waren der zwischen Legitimismus
und Republik,† zwischen Demokratie und
Stдndestaat, zwischen† Arbeiterbewegung
und faschistischen Parteibonzen†
gefьhrte Kampf fьr einen anderen цsterreichischen† Staat, fьr eine andere цsterreichische
Gesellschaft† und fьr eine andere
цsterreichische Kultur.† ....У
Insgesamt
nahm der Verlag ДGsur & Co.У in† der
цsterreichischen Verlagslandschaft der 1930er†
Jahre in mehrfacher Hinsicht eine Sonderstellung† ein, wie auch Murray G. Hall betont: Was
diesen† Verlag einzigartig machte, war
u.a., daя er von† einem aktiven
цsterreichischen Politiker gefьhrt†
wurde, daя er wie kein zweiter Verlag dieser Zeit† in ÷sterreich eine so kompromiяlos antinationalsozialistische† Linie einhielt, daя er unter bewuяtem† und vцlligem Verzicht auf den
reichsdeutschen† Markt produzierte und
schlieяlich, daя er† durch die ц s t e r
r e i c h i s c h e Behцrde ge-† zwungen
war, seine Geschдftstдtigkeit einzustellen.†
10††† Die Publikationen des Verlags ДGsur & Co.У† 1 Ernst Karl Winter† Platon.
Das Soziologische in der Ideenlehre. Mit einem†
ikonographischen Exkurs von Ernst Karl Winter. Mit 7† Kunstblдttern. Wien: Gsur u. Co. 1930,
139 S. und 7† Bildtafeln; ill. Enthдlt
auяerdem Ernst Karl Winter:† Vorwort,
S. 3-4, darin eine Widmung S. 4: In meinem†
Denken zutiefst verpflichtet der mьtterlichen Erbsubstanz,† ьberreiche ich dieses Buch meinem lieben
Onkel† Karl Friedrich Gsur, dem
цsterreichischen Meister des† Portrдts,
zum Eintritt in sein 60. Lebensjahr.11† 2
Dominicus a Jesu Maria Ord. Carm. Disc.†
Dominicus a Jesu Maria Ord[inis] Carm[elitarum]† Disc[alceatarum]. Seine Persцnlichkeit und
sein Werk.† Eine Festschrift zum 300.
Todestag des ehrw[ьrdigen]† Diener
Gottes. Herausgegeben von August M[aria]†
Knoll, Ernst Karl Winter, H[ans] K[arl] Zessner-Spitzenberg.† Wien: Gsur & Co. 1930 (= ÷sterreich, Religion† und Kultur. I.), 239 S. und 25 Bildtafeln;
ill. Enthдlt† Ernst Karl Winter: Mitten
unter uns [...], S. 5-10; P. Ildephons†
Mьhlbacher, O. Carm. Disc. (Wien): Das† Leben des ehrw[ьrdigen] P. Dominicus a Jesu Maria,† S. 11-20 und S. 213; Fr. Gebhard Heyder, O.
Carm.† Disc. (Regensburg): Der Mann
des Gebetes, S. 21-38† und S. 213;
P. Aloys Alkofer, O. Carm. Disc. (Reisach†
a. Inn): Der Mystiker, S. 39-50 und S. 214f.; P. Redemptus† Weninger, O. Carm. Disc. (Regensburg): Der† ehrw[ьrdige] Dominicus a Jesu Maria in der
Kunst, S.† 51-56 und S. 215; P.
Ildephons Mьhlbacher, O. Carm.† Disc.
(Wien): Die Gnadenbilder des ehrw[ьridgen] P.† Dominicus a Jesu Maria, S. 57-64 und S. 215f.; P.† Ambrosius Hofmeister, O.
Carm. Disc. (Rom): Der†
Beatifikationsprozeя des ehrw[ьrdigen] P. Dominicus† a Jesu Maria, S. 65-72 und S. 216; P.
Rupert Kieweg,† Ord. Carm. Disc. (Graz):
Ursprung, Geist und Wirken† des
Karmelitenordens, S. 73-87 und S. 216f.; P. Koloman† Joss, O. Carm. Disc. (Linz a. D.): Die
Karmeliten† in ÷sterreich, S. 88-109
und S. 217f.; P. Redemptus† Weninger,
Ord. Carm. Disc. (Regensburg): Die Karmeliten† in Deutschland, S. 110-131 und S. 218-220; M[aria]† J. [von] Waltendorf (Wien): Die
Karmelitinnen in† 10 Murray G. Hall,
÷sterreichische Verlagsgeschichte†
1918-1938, Bd. II (Fuяnote 1), S. 178.†
11 Karl Friedrich Gsur (*Wien
1871, ЖWien 1939),† Sohn des bekannten Bildhauers
und Graveurs Karl† Ludwig Gsur
(*Schottenfeld 1844, ЖWien 1895), war†
zu seinen Lebzeiten ein bekannter Genre-, Landschaftsund† Portrдtmaler.† ÷sterreich, S. 132-146 und S. 220f.; Hans K[arl]
Zessner-† Spitzenberg (Wien): Die
Schlacht am Weiяen Berg† (8. November
1620.), S. 147-157 und S. 222; Elmar†
Rich (Prag): Die Karmeliten in Bцhmen und das Prager† Jesukind, S. 158-173 und S. 222; August
M[aria]† Knoll (Wien): Patronus
Pauperum, S. 174-180 und S.†
228-223; Dr. Ernst Karl Winter (Wien): Dominicus a† Jesu Maria und der Staat, S. 181-212 und
S. 224-237;† [Ernst Karl Winter]: Bilder,
S. 238-240, enthaltend† Erlдuterungen zu
den Bildtafeln.† 3 Antonius von Padua
(1. Auflage)† Antonius von Padua.
Festgabe zum 700. Todestag.†
Herausgegeben von P[ater] Erhard Schlund O[rdinis]† F[ratrum] M[inorum]. Wien: Gsur &
Co. 1931 [=† ÷sterreich, Religion und
Kultur. II.], 317 S. und 1+† XXXII
Bildtafeln; ill. Enthдlt [Erhard Schlund]: Geschichte,† S. 7-59 und 301f.; [Erhard Schlund]: Legende,† S. 60-97 und 302; [Erhard Schlund]: Verehrung,
S.† 98-158 und 302-304; im Kapitel Antonius
und die† Heimat die Beitrдge P.
Florentin Nothegger O.F.M.† Innsbruck: Tirol,
S. 168-171; H.M.: Sьdlich vom Brenner,†
S. 172-177 und S. 305; P. Balthasar Gritsch† O.F.M. Salzburg: Salzburg, S. 178-182 und S. 305; P.† Timotheus Sauser O.F.M. Maria Schmolln: Oberцsterreich,† S. 183-191; Josef Fr[anz] Leitner, Pfarrer
in St.† Anton i. d. Jeяnitz: St.
Anton in der Jeяnitz. Niederцsterreich,†
S. 192-196 und S. 305; Dr. Alfred Missong,† Wien: Wien, S. 197-204 und S. 305; Dr. Elmar Rich,† Prag: Bцhmen, S. 205-217 und S.
305-307; P. Innocentius† Takбcs,
Szombathely: Ungarn, S. 218-226 und S.†
307-309; P. Urban Talija O.F.M. Ragusa: Jugoslawien,† S. 227-237 und S. 309f.; sowie die Kapitel
Dr. Ernst† Karl Winter, Wien: Antonius
und der Staat, S. 238-283† und S.
310-315; Dr. Ernst Karl Winter, Wien: Antonius† im Bilde, S. 284-290 und S. 316f., enthaltend
Erlдuterungen† zu den Bildtafeln; P.
Erhard Schlund, O.F.M.:† Nachwort,
S. 291-296 (gezeichnet Mьnchen, am Vorabend†
des Antoniusjubilдums 1931); Quellen, S. 297-† 300; Literatur, S. 301-317. Eine
Zweite Auflage erschien† ebenda Wien
1931.† 4 Antonius von Padua (2.
Auflage)† Antonius von Padua.
Festschrift zum 700. Todestag.† Mit 33
Bildern. Herausgegeben von P[ater] Erhard†
Schlund O[rdinis] F[ratrum] M[inorum]. Zweite Auflage† 4.-6. Tausend. Wien: Gsur & Co. 1931 (= ÷sterreich,† Religion und Kultur. II.), 317 S. und
1+XXXII† Bildtafeln; ill. Zuerst ebenda
Wien 1931. Seitenidentische† Beitrдge
wie in der ersten Auflage, zusдtzlich†
[Erhard Schlund]: Kaum vierzehn Tage nach Erscheinen† der ersten Auflage [...], S. 296.† 5 Grete Bilger (d.i. Margret Bilger)† Heiligenpostkarten. Wien: Gsur & Co. [1931/32]; 6† Karten.
Es erschienen sechs Karten nach Holzschnitten†
der Kьnstlerin Grete Bilger: 1) Prager Jesulein; 2) Maria† Zell; 3) St. Florian; 4) St. Leopold; 5) St.
Antonius† von
Padua; 6) Dominicus a Jesu Maria O. Carm.†
Aus† http://orfprog.apa.at/ORFProg/RTF/impressionen101001.rtf
Zwei Katholiken im Kampf gegen Antisemitismus und
Nationalsozialis‑mus: Irene Harand kommt aus dem Wiener Groяbьrgertum,
Zyrill Fischer aus einem kleinen Dorf im Bцhmerwald. Sie fьhrten unabhдngig voneinan‑der
zur gleichen Zeit in Wien einen erstaunlichen politischen Kampf gegen die
gefдhrlichste aller ideologischen Bedrohungen Europas. Ihr Engagement und ihre
Geschichten sind im Nachkriegsцsterreich weitgehend in Verges‑senheit
geraten. Andreas Gruber weckt mit seinem Film wieder die Erinnerung.
http://www.augarten-kultur.at/aktionsradius_frame2_1100.html
Die verlorene Insel. Erinnerung an Irene Harand. Dienstag, 7. November |
|
|
Weil hier
der Anteil der jьdischen Bevцlkerung bis 1938 besonders hoch war, wurden die
Brigittenau und Leopoldstadt "Mazzesinsel" genannt. In einem neuen
Monatsschwerpunkt im Rahmen der Veranstaltungsserie "Die verlorene
Insel" setzt der Aktionsradius Augarten seine Spurensuche fort. |
http://gfpa.uibk.ac.at/akt/inf/pdf/nr70.pdf
1)
Verein zur Abwehr der Antisemitismus Am 14. Mai 1891 grьndete eine kleine Gruppe
цsterreichischer Intellektueller einen ДVerein zur Abwehr des AntisemitismusУ.
Dr. Karl Lueger war zwar noch nicht Bьrgermeister von Wien, aber der
Antisemitismus hatte seit den Siebzigerjahren stдndig zugenommen. Die erste
moderne Industrialisierungswelle hatte besonders in Wien die
Verproletarisierung enorm verstдrkt. Von den relativ jungen Massenparteien
haben die Deutschnationalen Georg von Schцnerers und die Christlichsozialen Dr.
Karl Luegers den Kampf gegen die Juden auf ihre Fahnen geschrieben Ц die
Groяdeutschen den rassistischen, die Christlichsozialen den konfessionellцkonomischen.
Mit Mord und Totschlag wurde gedroht, wirtschaftlicher Boykott gepredigt. Der
berьhmteste Wiener Internist, Univ. Prof. Dr. Hermann Nothnagel, bezeichnete
den Antisemitismus als ДSchmach unserer ZeitУ, die aus den unlautersten, hдsslichsten
Eigenschaften der menschlichen Natur hervorquilltУ. Zu den Mitgrьndern des
Vereins gehцrten Baron Leitenberger, Baron Suttner, der Mann Bertha von
Suttners, und einige andere liberale Groяbьrger und Aristokraten. Der Verein
arbeitete vor allem mit standesgemдяen Mitteln, Proteste an die Regierung,
Memorandum an den Prдsidenten des Abgeordnetenhauses Ц die Antworten waren
immer gleich: in der Monarchie gebьhre jeder gesetzlich anerkannten Kirche und
Religionsgemeinschaft das volle Ausmaя der staatsgrundgesetzlich
gewдhrleisteten Rechte. Daher hдtten auch die staatlich berufenen Organe die
Pflicht, ,, den Juden erforderlichen Falls den gesetzlichen Schutz angedeihen
zu lassenУ.
Nachdem
schon Kardinal-Staatssekretдr Ratti der Christlichsozialen Partei nahegelegt
hatte, ihren Antisemitismus zu verringern und Lueger 1897 nach mehrmaliger
Ablehnung seiner Ernennung zum Bьrgermeister von Wien durch Kaiser Franz Joseph
sein Ziel doch erreicht hatte und sich die wirtschaftliche Lage in den letzten
Vorkriegsjahren gebessert hatte, lieя der Antisemitismus zumindest der
Christlichsozialen etwas nach. Die militдrische Niederlage 1918, der Zerfall
der Monarchie, die Flucht tausender galizischer Flьchtlinge nach Wien, die
wirtschaftliche Not lieяen die ДWelt von gesternУ versinken. Die beste Zeit war
die Mitte der Zwanzigerjahre. Die Geschichte der Ersten Republik und des
autoritдren Stдndestaates endete 1934 und im Mдrz 1938.
Vom
ДVerein zur Abwehr des AntisemitismusУ war nichts mehr zu hцren. Sieben Jahre
deutsche und цsterreichische NSHerrschaft, 6 Jahre Krieg, die Shoa, der 65.000
цsterreichische Juden zum Opfer fielen Ц 112.000 flohen Ц lieяen ein anderes
÷sterreich zurьck.
2)
Aktion gegen den Antisemitismus (1) Die Not der Nachkriegszeit nach 1945, Entnazifizierung,
Wiederaufbau Ц Heimholung der Geflohenen, ДWiedergutmachungУ, die es nicht gibt
Ц waren sehr unterschiedlich gewichtete und behandelte Themen. Erst zu Beginn
der 50er Jahre haben der damalige Wiener Erzbischof- Koadjutor Franz Jachym und
der Historiker Friedrich Heer die ersten Aufsдtze ьber jьdische Not und
christliche Schuld (Ritualmordlegende) in katholischen Zeitschriften
verцffentlicht. Sie veranlassten den Wiener Emigranten Dr. Fritz L. Brassloff,
der in London und in der Schweiz ьberlebt hatte und Rechtsberater des Jewish
World Congress gewesen war, den Amtsdirektor der Wiener Israelitischen
Kultusgemeinde, Wilhelm Krell, anzuregen, Дeine Elite von uns wohlgesinnten
Mдnnern des цsterreichischen цffentlichen Lebens fьr uns einzusetzen.У Brassloff
nahm zu diesem Zweck auch mit Friedrich Heer, dem Physiker Hans Benndorf und
dem Historiker Albert Massiczek Verbindung auf, doch dauerte es bis Mitte 1955,
ehe es zur Grьndung der ДAktion gegen den AntisemitismusУ kam. Sie fand in der
Wohnung des Ethnologen Dr. Tancred Klein, ihrem ersten gewдhlten Bundesobmann,
statt.
Erste
Generalsekretдrin war Ruth Kolmer. Mitglied des ersten Vorstandes und bis 1965
Kassier war Alfred Weishut, zugleich Vorstandsmitglied des Zionistischen
Landesverbandes - †Der unmittelbare Anlass der Grьndung war eine vom
Nationalratsabgeordneten der VdU (Vorlдufer der FP÷) Fritz Stьber einberufene
Versammlung, bei der er erklдrte, dass Abgeordnete, die im KZ gewesen waren,
die wahre Pest seien und ausgerottet werden mьssten. Bei einem daraufhin
folgenden Prozess wurde Stьber freigesprochen. Bei der Einladung zur
konstituierenden Generalversammlung war von ДAntinazisten aller Konfessionen
und IdeologienУ die Rede, die sich zu einem Proponentenkomitee
zusammengeschlossen hatten und Дdie Bekдmpfung des Antisemitismus in allen
seinen Formen und die Fьhlungnahme mit allen gleichgesinnten Personen
bezwecke.У Von 1956 bis zu seinem Tod 1990 war die Zentralfigur und
mobilisierende Kraft der ДAktionУ ihr stellvertretender Vorsitzender Kurt
Pordes (geb. 1921).
Als
Sohn eines Diplomaten polnischer Abstammung in Wien geboren und nominell
protestantisch Ц die jьdische Mutter starb in Theresienstadt Ц gehцrte er
bereits als Mittelschьler dem Kommunistischen Jugendverband an. 1938 war er drei
Monate in der Rossauerkaserne inhaftiert. 1939 emigrierte er nach London, wo er
sein Ingenieurstudium vollendete, und Mitglied des Free Austrian Movement
wurde. Seine freiwillige Meldung zur britischen Armee wurde wegen eines
frьheren Schдdelgrundbruches abgelehnt, weshalb er in der Kriegsindustrie
arbeitete. 1946 kehrte er nach ÷sterreich zurьck, wo er zunдchst als Journalist
arbeitete und ab 1965 Direktor der Maschinenfabrik Baumgartl in Wiener Neustadt
wurde. Jahrzehntelang war er auch stellvertretender Obmann des Bundesverbandes
цsterreichischer Widerstandskдmpfer und Opfer des Faschismus und
Vorstandsmitglied des Dokumentationsarchivs des цsterreichischen Widerstandes.
1964 wurde er einstimmig zum zweiten internationalen Prдsidenten des 1962
gegrьndeten International Consultative Committee for Christian-Jewish
Cooperation (ICCJ) gewдhlt, dem 23 internationale Gesellschaften fьr
christlichjьdische Zusammenarbeit mit insgesamt drei Millionen Mitgliedern
angehцrten. Das ICCJ organisierte fьr die Delegierten seiner
Mitgliedsorganisationen jдhrliche Konferenzen. 1960 fand sie zum ersten Mal in
Wien statt. 1965 veranstaltete die Д AktionУ einen Empfang im Palais Auersperg,
an dem auch Bundeskanzler Josef Klaus teilnahm.
Unterrichtsminister
Dr. Theodor Piffl- Percevic hielt aus diesem Anlass eine Rede im
цsterreichischen Fernsehen, bei der er ьber die ДAktionУ sagte, sie Дhat sich
vor allem bemьht mit Hilfe kirchlicher Stellen und verschiedener Organisationen
die bestehenden Ritualmordlegenden zum Verschwinden zu bringenУ (leider nicht
ganz!), Дsowie gegen alle antisemitischen ƒuяerungen und Handlungen
aufzutreten.У
Bis
1980 fanden in Wien und Saalfelden zwei weitere Konferenzen statt. 1973 wurden
die Delegierten von Kardinal Franz Kцnig und Unterrichtsminister Dr. Fred
Sinowatz empfangen. Nach der Emigration Kleins 1959 nach Mexiko wurde sein
Nachfolger als Prдsident der Bankbeamte Erich Stцckl, der jedoch aus
Gesundheitsgrьnden 1965 zurьcktrat. Auch sein Nachfolger, der
Mittelschulprofessor Dr. Wolfgang Dьrrheim, trat bereits 1966 ebenfalls aus
gesundheitlichen Grьnden zurьck. Sein Nachfolger als Prдsident wurde der Jurist
und Bankbeamte Hans Felganc, seit 1956 Generalsekretдr der ДAktionУ.
Gleichzeitig mit ihm wurde die Auschwitz-№berlebende Schriftstellerin Lucie
Begov, seit 1963 Vorstandsmitglied der Д AktionУ, Generalsekretдrin, die sich
auch publizistisch immer und ьberall fьr die ДAktionУ einsetzte. 1973 legte sie
ihr Amt als Generalsekretдrin zurьck, da sie eine Veranstaltung der ДAktionУ
mit der цsterreichischen Hochschьlerschaft mit ьber 500 Zuhцrern ьber
ДVorurteile. Gefдhrdung der MenschenrechteУ ablehnte, weil fьr sie die
Verbindung von Antisemitismus und Vorurteilen anderer Minderheiten gegenьber
untragbar sei. Begovs Nachfolger wurde der Leiter der Wiener Evangelischen
Akademie, Ulrich Trinks, der schon vorher fьr die ДAktionУ tдtig war. Mit der
Hauptschullehrerin Christine Zitta organisierte er 1978-1983 gemeinsam mit dem
Wiener Stadtschulrat und dem Pдdagogischen Institut der Stadt Wien insgesamt 8
Lehrerseminare ьber Antisemitismus.
Fьr
seine jahrelange unermьdliche Tдtigkeit wurde er mit der 1994 von der Д AktionУ
gestifteten ДSamuel Bloch- MedailleУ ausgezeichnet. Auch die Zusammenarbeit mit
der Wiener Israelitischen Kultusgemeinde verstдrkte sich in den
Siebzigerjahren. Nadine Hauer publizierte in der Zeitschrift ДGemeindeУ
zahlreiche wohlwollende Berichte ьber die Arbeit der ДAktionУ. Die ДAktionУ
veranstaltete gut besuchte Vortrдge, Diskussionen, Ausstellungen. Ihr bestes
Jahrzehnt waren wohl die Siebziger- bis Achtzigerjahre. In den Siebzigerjahren
hatte die Д AktionУ 3000 Mitglieder. Der Vorstand hielt ab 1960 alle drei
Monate Sprechstunden ab und jдhrlich durchschnittlich 30 internen Sitzungen.
Heute enthдlt die Adressenkartei 1200 Namen.
Besonders
aktiv waren seit den Sechzigerjahren die Vorstandsmitglieder Angela Preinfalk,
Franz Danimann, Nadine Fleischer- Hauer, Herbert Hoffmann, Hedwig Wahle und
Patricia Steines, die heute noch eine Jugendgruppe um sich versammelt. Weitere
Vorstandsmitglieder waren Alisa Stadler, Jacob Allerhand, Jakob Bindel, Erwin
Freund, Friedrich Heer, Wolfgang Herzberg, Georg Mohn, Siegfried Diamant und
Anton Tesarek. Bis Mitte der Siebzigerjahre fьhrte die ДAktionУ auf ihrem
Briefpapier die Namen der fцrdernden Mitglieder an.
Die
Liste war lang und daher kцnnen hier auch nicht alle genannt werden: Franz
Theodor Csokar (Ж), Gottfried von Einem (Ж), Oskar Maurus Fontana (Ж), Leo
Gabriel (Ж), Alexander Giese, Carry †eine Reihe anderer
Prominenter; bis 1962 auch Hans Dichand. Bundesprдsident Dr. Rudolf
Kirchschlдger ьbernahm 1977 den Ehrenschutz ьber die ДAktionУ. Nach dem Ende
seiner zweiten Prдsidentschaft 1986 legte er zwar den Ehrenschutz zurьck, lieя
sich aber dazu bewegen, als ДSchirmherrУ zu fungieren. Das blieb er bis zu
seinem Tod am 30. Mдrz 2000. Sein Nachfolger Dr. Thomas Klestil hat wieder den
Ehrenschutz ьbernommen. 1968 wurde der bedeutende Wiener Maler und
Schriftsteller Carry Hauser (1895-1985) Prдsident der ДAktionУ. 1919 war er der
Kьnstlervereinigung ДHagenbundУ beigetreten, dessen Prдsident er spдter wurde.
1938 von Nationalsozialisten zur Mitarbeit aufgefordert, emigrierte er in die
Schweiz. 1947 kehrte er nach ÷sterreich zurьck, wo er Generalsekretдr und
Vizeprдsident des цsterreichischen PENKlubs, Vorstandsmitglied des
Bundesverbandes цsterreichischer Widerstandskдmpfer und Opfer des Faschismus
und Kuratoriumsmitglied des Dokumentationsarchivs des цsterreichischen
Widerstandes wurde. 1980 trat er aus Altersgrьnden von der Prдsidentschaft der
ДAktionУ zurьck, die er mit groяer Menschlichkeit und Entschiedenheit geleitet
hatte, und wurde Ehrenprдsident. Seine Nachfolgerin wurde die Verfasserin
dieses Artikels, seit 1967 fцrderndes und seit 1970 Vorstandsmitglied der
ДAktionУ. Der evangelische Theologe Prof. Kurt Lьthi wurde 1983 Vizeprдsident.
Nach meinem Rьcktritt aus Altersgrьnden 1992 Ц seit damals bin ich
Ehrenprдsidentin Ц wurden Kammerschauspielerin Elisabeth Orth zur Prдsidentin,
der Direktor des St. Pцltner Instituts fьr die Geschichte der Juden in
÷sterreich Univ.-Doz.†
Mit
Stolz erfьllt hat die ДAktionУ das Faktum, dass die in Wien geborene und in New
York verstorbene Irene Harand (1900-1975), die Grьnderin derДWeltbewegung gegen
Rassenhass und MenschennotУ (1933) und die Verfasserin der 1935 erschienenen
harten Abrechnung mit Hitler ДSein KampfУ die ДAktionУ als ihre Nachfolgerin
angesehen hat. 1966, 1968 und 1992 hat die ДAktionУ in hohen Auflagen ein
Memorandum ьber ihre Aufgaben und Ziele, die Notwendigkeit des Kampfes gegen
den Antisemitismus mit der Aufforderung zur Mitarbeit verцffentlicht.
Im
Memorandum 1992 wurden folgende Einzelmaяnahmen vorgeschlagen:
1.
Stiftung und Vergabe eines jдhrlich zu vergebenden Wьrdigungspreises der
ДAktionУ an Einzelpersonen oder Institutionen fьr besondere Leistungen auf dem
Gebiet des Abbaus des Antisemitismus. 2. Aufforderung an PolitikerInnen aller
Parteien, gegen jede Manifestation des Antisemitismus цffentlich Stellung zu
nehmen. 3. Alle Parteien sollen dem Thema Antisemitismus in ihrer prinzipiellen
und alltдglichen Arbeit ein der Bedeutung und Gefдhrlichkeit dieser
Geisteshaltung angemessenes Verhalten an den Tag legen. 4. Die Vertreter der
christlichen Kirchen sollen sich wieder verstдrkt der Verantwortung der Kirche
fьr die Entstehung antijьdischer Vorurteile bewusst werden und gegen sie
auftreten. 5. und 6. Unterricht und Bildung, akademische Lehre und Forschung
mit besonderer Berьcksichtigung der Lehrerbildung und Errichtung eines
Instituts fьr interdisziplinдre Antisemitismusforschung. 7. Die Bundesregierung
mцge im Parlament die Initiative ergreifen, dass fьr bestehende Einrichtungen
und besondere Veranstaltungen im Justiz. Eine Delegation der ДAktionУ sprach
1968 auch bei Bundeskanzler Klaus vor, der die Notwendigkeit der ДAktionУ
betonte: ДDer offene und latente Antisemitismus muss ausgemerzt werden.У
†Das Memorandum 1992 hat nur nach der Prдsentation am 14. Mai 1992 einige Aufmerksamkeit erregt. Realisiert wurden nur wenige Forderungen. Die ДAktionУ gab auch ein bis 1967 hektographiertes und erst durch die Hilfe des Schriftstellers und Vorstandsmitgliedes Oskar Jan Tauschinski gedrucktes vierteljдhrliches Mitteilungsblatt heraus. Bis 1999 sind 164 Mitgliedsblдtter erschienen. In der letzten Vorstandssitzung im Juni 2001 mussten wir beschlieяen, das Mitteilungsblatt wegen Geldmangels einzustellen und unsere Veranstaltungen kьnftig mit Hilfe gleichgesinnter Organisationen und im Internet bekannt zu machen. Alle Arbeiten wurden ehrenamtlich gemacht, Veranstaltungs- und Portokosten wurden durch kleine Subventionen von Banken, Institutionen, von denen mittlerweile einige ausgeschieden sind, und durch die Mitgliedsbeitrдge gedeckt. Die Subventionen sind in den letzten Jahren so zurьckgegangen, dass mit den vorhandenen Mitteln gerade noch die Portokosten gedeckt werden kцnnen. Der Verfasserin ist dieser kurze Bericht schwer gefallen. Selbst schon mehr als 30 Jahre Mitglied der ДAktionУ fragt sie sich: Was haben wir falsch gemacht? Wohl gibt es eine Reihe von Grьnden: Viele Mitglieder der Grьnder- und Fцrderergeneration sind mittlerweile gestorben...У †