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Hugo
Iltis
Brьnn, Mдhren
[Brno, Tschechische Republik] 1. April 1882
†Fredericksburg, Virginia 22. Juni 1952
amerikanischer Biologe, Genetiker und Rassentheoretiker
цsterreichisch-tschechischer Herkunft
Das kulturelle Leben in Brьnn
Das kulturelle Leben der beiden Volksstдmme
verlief unterschiedlich. Das der Deutschen war sehr ausgeprдgt, sehr
mannigfaltig. Das lдяt sich nicht allein mit der Dominanz des deutschen
Elementes bis 1918, sowohl in der Stadtverwaltung wie auch in der Bevцlkerung
der inneren Stadt, mit seiner Einstellung und kulturellen Bereitschaft
erklдren. Zwar errichteten die Brьnner Deutschen fьr sich am Ende des
Jahrhunderts (1882) ein ansehnliches Theater in der Basteigasse, aber auch die
Tschechen hatten am unteren Ende der Eichhorngasse ihr Theater.
Die Deutschen bauten 1891 ein groяes Kultur-
und Gesellschaftszentrum, das ”Deutsche Haus” (1891). Es stand am heutigen
Mдhrischen Platz. Aber die Tschechen hatten ihr ”Besednн dum” , ebenfalls im
Zentrum Brьnns, schon lange vor der Errichtung des ”Deutschen Hauses” erbaut
und verfьgten daher schon lдnger ьber einen kulturellen Mittelpunkt und ein Gesellschaftszentrum.
(Das "Deutsche Haus" brannte zum
Ende des 2. Weltkrieges aus und muяte von Deutschen dem Erdboden gleich gemacht
werden.)
Der Umsturz von 1918 versetzte dem deutschen
Kulturleben in Brьnn einen schweren Schlag. Die Verfьgungsrechte ьber das
deutsche Theater und viele Einfluяmцglichkeiten gingen verloren. Unter anderem
hatten die Ereignisse auch zur Folge, daя Friedrich Wanieck, der ungekrцnte
Herrscher und Mдzen des Deutschen Hauses, noch im selben Jahre von Brьnn
wegzog. "Er verlieя sein Haus ... , wo er so oft Gastgeber fьr Kьnstler
wie Anton Bruckner, Karl Wollek oder Karl Korschann war, gab seine Fabriken
auf.....und zog nach Kдrnten."
Vieles дnderte sich nach 1918 in der
1.Republik, wo das tschechische Element in den bildenden Kьnsten, besonders in
der Architektur, stьrmisch und experimentierfreudig nach vorne drдngte und mit
diesem Schwung eine ganze Reihe tschechischer und deutscher, auch
deutsch-jьdischer Gleichgesinnter beflьgelte und mit sich zog.
Helena Knozovб schreibt:
Das Kulturleben in der Stadt Brьnn
konzentrierte sich in den Jahren 1918 - 1938 auf die Gebiete der bildenden
Kunst und der Architektur, Literatur und Theater. In all diesen Sphдren wurde
innerhalb von 20 Jahren ein bemerkenswertes Niveau erreicht, das sehr markant
das Leben unseres ganzen Staates bereicherte.
Es waren dabei, zumindest in der
Anfangszeit der Republik, auch binationale Kontakte und Aktionen zu
registrieren. Neben den offiziellen, von der Stadt, den Vereinen oder von
privater Seite gefцrderten Aktivitдten gab es aber persцnliche Beziehungen auf
kultureller und wissenschaftlicher Basis, die zwar gepflegt, aber nicht gerne
an die groяe Glocke gehдngt wurden. Es ist anzunehmen, daя auch die
kulturellen Beziehungen und Austauschmцglich-keiten von den nationalen
Auseinandersetzungen ьberschattet waren.
Jitka Sedlбrovб schreibt:
"Der Versuch, die Brьnner deutsche Kultur in der Zeit zwischen den
Weltkriegen zu bewerten, ist immer noch sehr riskant. Es fehlen die Archive des
Deutschen Hauses, des Kьnstler-hauses, des Mдhrischen Kьnstlerverbandes und der
Vereinigung der deutschen gestaltenden Kьnstler in Mдhren und Schlesien. Die
Kunstgegenstдnde dieser Institutionen, gesammelt in den Galerien des Deutschen
Hauses und des Kьnstlerhauses, wurden vernichtet, gingen aber auch im April und
Mai des Jahres 1945 verloren. .... Das alles erschwert die Arbeit der
vergleichenden Heimatgeschichte, aber macht sie schluяendlich nicht
unmцglich."
Trotzdem berichtet sie, daя zumindest in den
ersten Jahren der CSR eine wechselseitige Befruchtung auf vielen kьnstlerischen
Gebieten zu verzeichnen war. Zwar gab es im deutschen Kulturbьrgertum, zu dem
man gewiя auch die vorwiegend deutsch gesinnten Juden zдhlen muя, auch Krдfte,
die in einer Demokratie ohne Adelsprivilegien Chancen fьr einen Neuanfang
sahen, aber deren Publikationen blieben ohne Widerhall. Weder Deutsche noch
Tschechen hцrten hin.
So konnte auch jener Mann Zielscheibe
antisemitischer Angriffe werden, der sich als Kuratoriumsmitglied der Deutschen
Gesellschaft fьr Wissenschaft und Kunst (DGWK) fьr die Erhaltung der deutschen
Kultur in besonderer Weise einsetzte, Professor Dr.Hugo Iltis. Dabei hдtten die
programmatischen Worte, die er an die Grьndungsversammlung der DGWK richtete,
von allen Deutschen unterschrieben werden kцnnen: "Heute sind wir allein,
abgetrennt vom groяen deutschen Volk. Wir mьssen uns vereinen, damit wir
deutsche Kultur, Wissen und Kцnnen bewahren".
Eine der ersten Sitzungen der Gesellschaft
(29.8.1919) befaяte sich "mit dem vandalischen Monumentsturz Josef II., zu
dem es in der Nacht vor dem Feiertag des hl. Wenzel gekommen war."
Dieses Denkmal stand vor dem "Deutschen
Haus" und seine Zerstцrung gab nur einen schwachen Vorgeschmack auf das,
was spдtere Jahrzehnte an Zerstцrungswut bereit hielten.
Zu den Aufgaben der DGWK gehцrte u.a. der
Erhalt des Orchesters des frьheren deutschen Theaters in der Basteigasse, da
das Theater tschechischen Hдnden ьbergeben werden muяte.
Ein Kind der DGWK war auch die im Jahre 1921
gegrьndete Volkshochschule, deren Leitung Prof. Iltis ьbernahm. 1931 konnte er
in ein eigenes Gebдude am Janбcekplatz einziehen, das nach einem Entwurf des
Architekten Heinrich Blum mit Geldern aus der Arnold-Skutecky-Stiftung
errichtet wurde. Skutecky war bis 1924 Prдsident des kьnstlerischen Kuratoriums
der DGWK und mitverantwortlich fьr das hohe kulturelle Niveau dieser
Vereinigung. Er besaя eine wertvolle Sammlung alter Meister, die er der
Mдhrischen Galerie vermachte. Viele Werke italienischer und niederlдndischer
Meister aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die heute noch dort zu sehen sind,
stammen aus seinem Besitz.
Ein bedeutender Zusammenschluя von
Kьnstlern, Kunstliebhabern und Mдzenen war auch der "Mдhrische
Kunstverband" (MK), der durch die Einfluяnahme Christian d‘ Elverts, eines
der Bьrgermeister Brьnns vor 1918, eine beachtliche Bedeutung gewonnen hatte.
Aber auch diese Vereinigung stьtzte sich auf die reiche jьdische Oberschicht,
die die Mцglichkeit hatte, "Geld in Kunst umzuwandeln", womit sie Brьnn
zu einem "blьhenden Kunstmarkt" und jede ihre Ausstellungen zu einem
gesellschaftlichen Spitzenereignis machte.
Versuchen wir nun eine abschlieяende
Wertung, dann kцnnen wir an den Anfang unserer Betrachtung zurьckkehren: Das
Zusammenleben von Tschechen und Deutschen war von Hцhen und Tiefen
gekennzeichnet; die Tiefen aber verliefen immer - zumindest bis zum Einmarsch
der deutschen Truppen 1939 - in gemдяigterer Form als in Bцhmen oder im
restlichen Staatsgebiet. Das mag an der prдgenden Eigenart dieser Stadt liegen,
in der ьber viele, viele Jahre das "Leben und leben lassen" von den
Bьrgern praktiziert wurde - bis ein ьbersteigerter Nationalismus dem ein Ende
bereitete.